Schlüsselrolle im ORF: der Stiftungsrat, hier ist der Technikraum für den neu gestalteten Sitzungssaal zu sehen.

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Wien – Bewegte Zeiten am Küniglberg: Kaum wird bekannt, dass die Regierung die schwarz-blaue Umfärbung des ORF-Stiftungsrats noch konsequenter als erwartet angeht und damit die Abwahl des amtierenden Generaldirektors Alexander Wrabetz nach geltendem Gesetz möglich macht, droht weitere Ungemach – gleich von mehreren Seiten.

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Über Zustand und Kosten des ORF-Umbaus diskutierte der Finanzausschuss des Stiftungsrats am Montag in einer Sondersitzung. Das veranschlagte Budget von 303 Millionen Euro werde man ebenso wie den Zeitplan der Fertigstellung 2020 einhalten. Ö1 und FM4 könnten ohne neue Flächenwidmung untergebracht werden. "Wie eine Ehe", sei die Gremiumssitzung abgelaufen, sagte ein Stiftungsratsmitglied. Zeichen, dass Wrabetz’ Abwahl unmittelbar bevorstand ließen sich daraus jedenfalls nicht ablesen.

Es sei "darum gegangen, eine Entscheidung im März über den ,Plan B' zu ermöglichen und sicherzustellen, dass man sich nicht erst in letzter Sekunde mit den unterschiedlichen Details auseinandersetzt", sagt Thomas Zach, ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter im Stiftungsrat auf Anfrage. Das ursprüngliche Ziel sei es und bleibe "alle programmproduzierenden Teile am Standort Küniglberg zu konzentrieren", sagt Zach.

Um interne Personalstrukturen geht es am Mittwoch beim Redakteursrat der Fernsehorganisationen. Die Redakteure besprechen die Neuordnung unter Channel Managern. Wrabetz ist auch dazu eingeladen. Wie berichtet, macht die Bundesregierung in diesen Wochen ihre Zweidrittelmehrheit im Stiftungsrat fix. Der ehemalige Caritas-Präsident Franz Küberl wird nicht mehr entsandt. Nach ihm kommt Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbandes. Den Platz der VP-Stiftungsrätin Margit Hauft soll künftig ein Vertreter der FPÖ besetzen.

Neuer Kandidat

Die Ablöse Haufts bestätigt die oberösterreichische Landesregierung, nicht aber automatisch das blaue Ticket: "Wir werden einen neuen Kandidaten oder eine neue Kandidatin für den Stiftungsrat nominieren."

Im Mai konstituieren sich Publikumsrat und Stiftungsrat neu. Zum Ablauf gab es im Büro von Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) am Montag keinen Kommentar. Die Bestellung der Stiftungsräte sei "noch nicht aktuell", hieß es lediglich.

Auf der Tagesordnung des Ministerrats am Mittwoch sei die Entsendung jedenfalls nicht enthalten, heißt es aus dem Büro des Medienministers. (red, APA, 19.2.2018)