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Noch auf Malta, bald auch in Wien. So lautet der Plan von Rocket-Chain. Das System: Ein Trading-Bot soll Kryptogeld vermehren.

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Beim Versuch, Licht in das Bitcoin-Betrugssystem Optioment zu bringen, stößt man auf viele Fragen. So sollen die Geschäfte, die über den Trading-Bot gelaufen sein sollen, mit 35.000 Bitcoin abgesichert gewesen sein. Doch wo ist dieses Geld jetzt? Warum wird es nicht dafür verwendet, den Anlegern damit einen Teil ihres Schadens zu ersetzen? Fragen wie diese werden wohl nur die involvierten Ermittlungsbehörden klären können.

  • Ausgleichsfonds Doch zunächst zum Ausgleichsfonds RCIID (Rocket Chain Institute for International Development): Dieser Verein bietet an, geschädigten Optioment-Anlegern finanziellen Ausgleich zu verschaffen. Das soll so gehen: Geschädigte müssen Mitglied des Vereins werden und einen symbolischen Beitrag von fünf Euro (mittlerweile sind es 20 Euro, weil die Startphase vorbei ist) einbezahlen.

    Das sei nötig, denn bei einem Förderverein wie RCIID sind nur fördernde Mitglieder berechtigt, Förderungen vom Verein zu erhalten, erklärt dazu Manfred Lepuschitz, der für RCIID spricht. Wer auf die Homepage von RCIID geht und Fördermitglied werden will, staunt – denn dort werden 25 Dollar gefordert; zahlbar ausschließlich in den Kryptowährungen Bitcoin, Bitcoin Cash, Litecoin oder Dash. Das Spektrum der Währung soll in den kommenden Tagen aber um Euro und Dollar erweitert werden.

  • Fördergeld Was passiert mit diesem Fördergeld? Es soll investiert werden. Zusammen mit der Basissumme des Vereins. Diese Basissumme soll von Vereinsgründer Rene R. und anderen Investoren kommen – darunter laut Lepuschitz ein nicht unmerklicher Anteil von ehemaligen Optioment-Vertrieblern – und weit über eine Million Euro groß sein. Das Geld soll via Trading-Bots veranlagt werden. Hohe Zinsversprechen gibt es keine. Ziel sei es, den Vereinsmitgliedern über 24 Monate hinweg ihre Verluste aus Optioment zu ersetzen. Dass Optioment-Opfer vom Verein konkret angesprochen worden sein sollen, um Fördermitglied zu werden, wird zurückgewiesen.

  • Motivation Was motivierte R. zu dem Verein RCIID, der laut Vereinsregisterauszug am 31. Jänner gegründet wurde – als das System Optioment in der Bitcoin-Trading-Branche wohl bereits als Betrugsfall bekannt war? R. selbst will eigentlich, so erklärt es Lepuschitz, mit den Möglichkeiten des Kryptogelds arbeiten. Mit neuen Wegen der Vermögensverwaltung und des Bankings will R. an den Start gehen. Die dazugehörige Homepage rocket-chain.com ist bereits aktiv, das Geschäft dem Vernehmen nach noch nicht. Denn einem reibungslosen Start kam der Optioment-Skandal dazwischen. Um Vertrauen am Markt und von künftigen möglichen Anlegern zu gewinnen, will man sich engagieren, um die Verluste wieder hereinzuspielen.

  • Firmensitz Während der Verein auf seiner Homepage zumindest "Sitz: Wien" angeführt hat, ist die Investmentfirma Rocket-Chain auf Malta beheimatet. Das sei deswegen so, teilt Lepuschitz mit, weil man dort eine Bestandsfirma übernehmen konnte. Rocket-Chain ist – so steht es im Impressum – "eine Marke der MMF Investment Advisory Limited". Hinter MMF soll laut Lepuschitz und anderen Branchenkennern aber wiederum R. stehen. Eine Tochterfirma soll in Wien eröffnet werden – man besichtige bereits Büros, ist zu hören. Im Team von Rocket-Chain sollen sich zudem ehemalige Optioment-Vertriebler befinden, heißt es im Umfeld von Rocket-Chain.

  • Erfahrung R. selbst soll umfassende Erfahrung im Vertrieb von Produkten haben. Uhren, Haushaltsgeräte und Gutscheine wurden offenbar vertrieben, alles auf Basis des Strukturvertriebs – der zumeist auf dem System des Mulit-Level-Marketings aufgebaut ist. R. soll auch aktiv sein im Bereich Kryptomining. Im Internet schwirrt mit seinem Namen auch die geplante neue Kryptowährung Ducatus herum. Die Angaben dazu spießen sich. Ein Bekannter von R. sagte zum Standard, dass dieser ein ICO plane. Lepuschitz teilt wiederum mit, dass R. mit Ducatus nicht in Verbindung stehe. Er habe lediglich die Ducatus-Facebookseite für denjenigen gemacht, der die Währung lancieren will.

  • Vorsicht Das alles klingt verwirrend. Ist es auch. In der Sachverhaltsdarstellung der Finanzmarktaufsicht FMA an die Staatsanwaltschaft bezüglich Optioment ist R. samt seiner Vereinskonstruktion jedenfalls bereits erwähnt. Nun sind die Ermittler am Zug. Vorsicht ist laut Marktbeobachtern geboten, denn es sei mittlerweile ein übliches Modell unter Anlagebetrügern, dass man versuchen will, den Schaden wieder gutzumachen.

Rückblende zu Optioment: Dem Standard wurde ein Chat-Protokoll aus der Telegram-Optioment-Gruppe zugespielt, in dem die Anleger aufgefordert werden, den Support nicht mit Anfragen zu überhäufen und nur echte Support-Anfragen an die mitgeschickte Mailadresse support.optioment@yandex.com. zu schicken.

Sowohl der Inhalt dieser Mitteilung als auch die Yandex-Adresse ist aus der Vtec-Abzocke bekannt. Dort kam es zu wortgleichen Mitteilungen via Telegram. Yandex ist ein russisch-niederländisches Unternehmen, das laut Wikipedia in Amsterdam sitzt. Die operative Zentrale ist in Moskau. Yandex ist ein Internetdienstleister und betreibt die gleichnamige Suchmaschine. Das erklärt auch, warum in Optioment-Vorträgen russische Kontakte erwähnt wurden. (Bettina Pfluger, 20.2.2018)