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Luigi Di Maio.

Foto: Reuters/Ciro de Luca

Rom – Junge Politiker liegen in Europa im Trend. Nach Sebastian Kurz, Emmanuel Macron und Matteo Renzi strebt jetzt auch der 31-jährige Luigi Di Maio, Premierkandidat der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, in Italien an die Macht. Di Maio, wie Bundeskanzler Kurz Jahrgang 1986, will sich als Staatsmann in der Protestpartei profilieren. Konkrete Chancen auf das Amt des Premiers hat er jedoch kaum.

Mit seinem bubenhaften Aussehen, dem kurzgeschorenen schwarzen Haar und dem stets adretten Anzug hat der Süditaliener Di Maio das Aussehen des sprichwörtlichen idealen Schwiegersohns. Wegen seiner konservativen Linie wird er auch als "Christdemokrat der Fünf-Sterne-Bewegung" bezeichnet. In Brüssel gilt er jedoch aufgrund seiner Angriffe auf Europas "Technokraten" und der Drohung eines Euro-Austritts Italiens eher als Schreckgespenst. Im Gegensatz zum polternden und launischen Parteigründer Beppe Grillo tritt Di Maio moderat und vernünftig auf. Damit will die Fünf-Sterne-Bewegung auch bei der gemäßigten Wählerschaft punkten.

Ohne politische Vergangenheit

Der Studienabbrecher aus der kampanischen Industriestadt Pomigliano d'Arco nordöstlich von Neapel blickt auf eine einmalige Karriere zurück. Sein Vater, Anhänger der Postfaschisten, hatte mehrmals vergeblich versucht, in den Gemeinderat der Stadt mit rekordhoher Jugendarbeitslosigkeit einzuziehen. Als Student versuchte sich der junge Di Maio erst im Ingenieurswesen, dann in Rechtswissenschaften, brach das Studium jedoch in beiden Fällen ab. Dafür beschäftigte er sich mit Computern, verdiente als Platzanweiser im Fußballstadion und als Kellner sein Geld. Vor seinem Einstieg in die Politik soll er in seiner Steuererklärung null Einkommen gemeldet haben. "Er hat in seinem Leben nie gearbeitet", wirft ihm der viermalige Premier und Medienunternehmer Silvio Berlusconi vor, für den die Fünf-Sterne-Bewegung ein rotes Tuch ist.

Entsprechend den Regeln der Protestbewegung, die im Namen der Ehrlichkeit und Transparenz vorwiegend Kandidaten ohne politische Vergangenheit ins Rennen schickt, wurde Di Maio bei den Wahlen 2013 aus dem Nichts in Italiens Abgeordnetenkammer gehievt. Als Vertreter der stärksten Oppositionspartei wurde er sogar zu ihrem Vizepräsidenten gewählt. In der letzten Legislaturperiode sammelte Di Maio, der Gandhi als Vorbild nennt, Erfahrung in den Institutionen seines Landes, ist dabei aber öfters ins Fettnäpfchen getreten. So verwechselte er einmal Chile mit Venezuela, was ihm viel Spott eintrug. Auch mit dem Konjunktiv hapert es immer wieder. Italienische Grammatik gilt nicht gerade als seine Stärke.

Umfrageführende

In Umfragen liegt das "Movimento Cinque Stelle" derzeit knapp vor den regierenden Sozialdemokraten, dem Partito Democratico (PD) um Ex-Premier Matteo Renzi. Die Bewegung, die mit Virginia Raggi die Bürgermeisterin in Rom stellt, könnte laut den letzten Umfragen mit circa 27 Prozent als stärkste Einzelpartei abschneiden. Da sie aus ideologischen Gründen keine Koalitionen mit anderen politischen Kräften eingehen will, gilt es als durchaus unwahrscheinlich, dass Di Maio eine Regierung bilden kann. Der Partei – die sich traditionell weder als links noch rechts positioniert – winkt eine weitere Legislaturperiode in der Opposition.

Während des Wahlkampfes hat sich Di Maio vom harten Anti-Euro-Kurs getrennt. Er weiß, dass ihm die Forderung nach einem Euro-Austritt Italiens bei der gemäßigten Wählerschaft Stimmen kosten könnte. Auf Slogans für ein Referendum über den Euro hat der Jungpolitiker inzwischen ganz verzichtet.

Di Maio punktet bei Jugendlichen, einkommensschwachen Pensionisten und beim verunsicherten Mittelstand sowohl in Nord- als auch in Süditalien. "Die Wählerschaft der Fünf-Sterne-Bewegung kommt aus allen sozialen Schichten. Für Di Maios Partei stimmen sowohl arbeitslose Jugendliche, die kein Vertrauen in die Politik haben, als auch Bankdirektoren. Ich bin sicher, dass die Fünf-Sterne-Bewegung aus diesen Wahlen als stärkste Einzelpartei hervorgehen wird. Sie wird jedoch keine Regierung bilden können und in der Opposition bleiben", meint der Mailänder Politologe Giulio Sapelli. (APA, 26.2.2018)