Gedenken an den Journalisten Ján Kuciak und seine Verlobte am Dienstag in Bratislava.

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Bratislava/Wien – Während in der Slowakei Entsetzen über und Trauer um den ermordeten Aufdeckerjournalisten Ján Kuciak und dessen Verlobte herrschten, ging Dienstagmittag ein Gebäude der Steuerbehörde in der Stadt Košice im Osten des Landes in Flammen auf – alle Menschen darin konnten unversehrt in Sicherheit gebracht werden.

Ort und Zeitpunkt des Zwischenfalls erscheinen verdächtig – denn in diesem Gebäude sollen Dokumente gelagert sein, zu denen der ermordete Journalist im Zusammenhang mit Aktivitäten der italienischen Mafia in der Ostslowakei recherchierte. Wie umfassend der Brandschaden ist, war vorerst nicht bekannt.

Eine mögliche Spur nach Italien ventiliert unterdessen der Journalist Tom Nicholson im US-Magazin "Politico". Er berichtete zwei Jahrzehnte lang aus der Slowakei, bevor er kürzlich nach Kanada übersiedelte. Nicholson bezeichnet die Slowakei als historisch besonders anfällig für Korruption. Zur Verstrickung von Staat und 'Ndrangheta (der kalabresischen Mafia) habe er selbst gemeinsam mit Kuciak recherchiert, berichtet Nicholson. Zuletzt habe Kuciak mit italienischen Journalisten weiter daran gearbeitet. Dabei sei es nicht nur um Steuerbetrug, sondern auch um Erpressung und Wählereinschüchterung zugunsten der sozialdemokratischen Regierung gegangen.

Reporter besser beschützen

Ebendiese Regierung bietet nun eine Million Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise im Zusammenhang mit den Morden.

Noch Montagabend verurteilte das International Press Institute die Ermordung Kuciaks und seiner Verlobten und kündigte an – auch vor dem Hintergrund der Ermordung der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia im Oktober –, Journalisten bei ihrer Arbeit noch wesentlich mehr zu beschützen, als es bisher schon der Fall sei. "Dieser Mord ist nicht nur eine Straftat gegen das Opfer, sondern gegen die ganze Gesellschaft." (Gianluca Wallisch, 27.2.2018)