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Hasenhüttl nach der Niederlage gegen Köln: "Wir haben eine sehr offensive Variante gewählt. Was uns gefehlt hat, war die Qualität, bei so einem Spiel frühzeitig den Deckel draufzumachen. In der Bundesliga reicht es nicht, nur 45 Minuten gut zu spielen, das haben wir gesehen. Viel besser als in der ersten Halbzeit kann man eigentlich nicht Fußball spielen. In der zweiten Halbzeit war es so, als ob der Stecker gezogen worden wäre. Da war nichts mehr da."

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Leipzig/Berlin – Ralph Hasenhüttl und RB Leipzig – das schien bislang eine Traumehe zu sein. Doch es tun sich erste Risse auf, sogar eine Trennung nach der Saison ist nicht ausgeschlossen. Hasenhüttl ziert sich, seinen 2019 auslaufenden Vertrag zu verlängern, doch ohne seine Unterschrift soll er in Leipzig keine Zukunft haben, berichtete jüngst der "Kicker".

Warum aber zögert der 50-Jährige? Womöglich spekuliert der tatsächlich auf den Trainerjob bei Bayern München, sollte sich Jupp Heynckes im Sommer endgültig in den Ruhestand verabschieden. Die offizielle Version lautet aber: Hasenhüttl will erst die Qualität seines Coachings in seiner ersten Europacupsaison überprüfen und bewerten. "Wir sollten abwarten", sagt Hasenhüttl, "ob ich in der Lage bin, eine Mannschaft mit dieser Belastung erfolgreich bis zum Ende der Saison zu trainieren."

Schwächen gegen Napoli und Köln

Daran kamen zuletzt leise Zweifel auf. Die letzten beiden Ligaspiele nach Europapokal-Auftritten verlor RB. Gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln ging den Leipzigern, die sich eigentlich aggressivem Vollgasfußball verschrieben haben, für alle sichtbar die Luft aus. Erstmals in der Hasenhüttl-Ära war der Fangesang "Wir woll'n euch kämpfen seh'n" zu hören.

"Spieler, die auf dem Zahnfleisch gehen, haben in der Regel keine Kraft mehr fürs Kämpfen", sagt Hasenhüttl. "Es wäre wichtiger gewesen, spielerische Lösungen zu suchen." Doch auch die fand Leipzig in einer schwachen zweiten Halbzeit nicht. Hasenhüttl war unmittelbar nach Schlusspfiff frustriert, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. "Ich bin nicht hier, um meinen Emotionen freien Lauf zu lassen", sagte er, "sondern um den Kader weiterzuentwickeln."

Zwischen Trainer und Sportchef passt ein Blatt

Diesbezüglich sollen er und Sportdirektor Rangnick nicht mehr zu hundert Prozent auf einer Linie sein, ebenso beim Spielstil. Während Hasenhüttl eine sanfte Transformation des Überfallfußballs in einen Ballbesitzfußball forciert, weil die Gegner nun viel tiefer stehen, hält Rangnick das frühe, aggressive Pressing weiter für das Ideal. Man habe "nicht mehr das gespielt, was unsere DNA auszeichnet", kritisierte Rangnick im Winter.

Es stellt sich die Frage, ob Trainer und Klub noch dasselbe wollen und an eine langfristige Zukunft glauben. Hasenhüttl, der weder als Spieler noch als Trainer selten länger als drei Jahre bei einem Verein war, will sicher auch sehen, wie der Weggang von Naby Keita kompensiert wird und ob es Fortschritte bei den Vertragsverlängerungen mit Marcel Sabitzer und Timo Werner gibt.

Wertschätzung von Rangnick

Trotz der leichten Hinhaltetaktik und einiger sportlicher Rückschläge genießt Hasenhüttl bei Rangnick aber immer noch großes Vertrauen. Er wolle "um ihn kämpfen", sagte Rangnick, "wie ich auch damals, als wir ihn geholt haben, um ihn gekämpft habe". (sid, 28.2.2018)