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Renzis Vertraute Maria Elena Boschi auf Tour in Südtirol.

Foto: AP / S. Cavalli

Im italienischen Wahlkampf sorgt in Südtirol vor allem eine Kandidatur für Polemiken: jene der sozialdemokratischen Staatssekretärin Maria Elena Boschi auf der Liste der Südtiroler Volkspartei (SVP). Eine Entscheidung, die im Fußvolk der Sammelpartei für einiges Naserümpfen sorgte. Die Bedenken der SVP-Vertreter ihres Wahlkreises konnte die Staatssekretärin allerdings bei einem Glas Wein im Avantgarde-Bau der Südtiroler Kellerei Tramin rasch zerstreuen.

Die 36-jährige, die zu den engsten Vertrauten ihres Parteichefs Matteo Renzi gehört, ist durch die staatliche Rettung der toskanischen Banca Popolare dell'Etruria ins Gerede gekommen. In deren Vorstand spielte ihr Vater eine wichtige Rolle. Nach Überzeugung politischer Gegner hat sie sich bei der Bankenaufsicht zu intensiv um die Rettung des Instituts in ihrer Heimatstadt Arezzo bemüht.

SVP kann zufrieden sein

Für die Entscheidung der SVP war aber ein ganz anderer Aspekt maßgeblich: Boschi hat aktiv an den neuen Autonomiebestimmungen mitgewirkt. Und das hat noch einem zweiten Italiener einen sicheren Listenplatz in Südtirol beschert: Gianclaudio Bressa, dem in Rom bisher für Minderheiten zuständigen Staatssekretär.

Das Bündnis mit dem Partito Democratico (PD) war für den von der SVP gewünschten Ausbau der Autonomie ergiebig: 24 neue oder erweiterte Befugnisse wurden in dieser Legislaturperiode gebilligt – darunter die einträgliche Zuständigkeit für die Brennerautobahn und die Großkraftwerke.

Proteste innerhalb der SVP

Widerstand gegen Boschis Kandidatur in Südtirol regte sich selbst in ihrer eigenen Partei: Deren Bozner Obmann Alessandro Huber wehrte sich gegen die Bevormundung aus Rom – vergeblich. Landtagspräsident Roberto Bizzo und mehrere Gemeinderäte kehrten der Partei aus Protest den Rücken. Boschis Rivalin, die aus Bozen stammende Abgeordnete Michaela Biancofiore, verdankt ihre Laufbahn hingegen dem Konservativen Silvio Berlusconi, den sie als "herausragende politische Persönlichkeit" verehrt.

Doch neuerdings hat Biancofiore ihre Liebe zur Südtiroler Autonomie entdeckt und wirbt um deutschsprachige Wähler – unter üppiger Verwendung des SVP-Symbols Edelweiß: "Ich bin eine echte Blume dieses schönen Landes!" Noch vor wenigen Jahren hatte die 48-jährige das Hissen der grün-weiß-roten Trikolore "auf allen Bauernhöfen" gefordert. Als Verantwortliche des Südtiroler Forza-Italia-Ablegers hatte sie permanent Konflikte provoziert, bis Berlusconi eine kommissarische Verwaltung verfügte. Biancofiore ortet in Südtirol eine "schleichende Sezession" und prangert das österreichische Angebot der Doppelstaatsbürgerschaft an.

Messner als Wahlhelfer für Boschi

In Umfragen liegt aber Boschi klar vorne und konnte Reinhold Messner als Wahlhelfer gewinnen. Ihr gewährte die Bergsteigerlegende, was er Sebastian Kurz im Sommer noch versagt hatte: eine gemeinsame Bergtour. Boschi sei "eine gute Geherin, sympathisch und intelligent", befand Messner, der in Bozen mit einem Auftritt und Appell zur Nachhaltigkeit für den einzigen überfüllten Saal im eher müden Wahlkampf sorgte.

Grüne kandidieren mit Liberi e Uguali

Von Südtirols Oppositionsparteien haben sich nur die Grünen zur Kandidatur entschlossen – im Verbund mit der kleinen neuen Linksbewegung Liberi e Uguali. Die Rechtsparteien – Freiheitliche und Südtiroler Freiheit – machen die SVP für die Tücken des neuen Wahlrechts verantwortlich und verzichten auf eine "aussichtslose" Kandidatur. Das wiederum weist die Sammelpartei als Propaganda zurück.

Die SVP liebäugelt am 4. März mit einem Rekordergebnis: Im Bündnis mit den Trentiner Autonomisten könnte sie erstmals sechs Abgeordnete nach Rom entsenden. Die Wahl gilt als Generalprobe für die Landtagswahl im Herbst. (Gerhard Mumelter aus Bozen, 1.3.2018)