Palacio de la Prensa, der Pressepalast, mit Aussicht auf die wohl amerikanischste Straße Europas.

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La Puerta del Sol: Sollte man zu Silvester besser meiden.

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Der Stadtteil Lavapiés eignet sich hervorragende für durchfeierte Nächte.

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1. Wo waren Sie noch nie in Ihrer Stadt?

Wer in einer Stadt lebt, nutzt die Museen nur selten. Eines steht seit Jahren ganz oben auf meiner Liste: eine alte U-Bahn-Station mit dem Namen Chamberí. Bahnsteig 0 wird der Stopp genannt, der seit 1966 außer Betrieb ist. Eine Streckenerweiterung machte die Haltestelle überflüssig. Seit Jahren ist die Station, in der alles – von den Schaltern bis zu den Kacheln und der Werbung – so ist, wie es 1919 bei der Einweihung war, zur Besichtigung offen. Nur ein paar U-Bahn-Haltestellen von zu Hause weg. Irgendwann fahr ich bestimmt mal hin.

2. Wo wollen Sie auf keinen Fall wieder hin?

Nein, zu Silvester um Mitternacht an der Puerta del Sol war ich noch nie. Massenaufläufe und das nervige "Ach, bin ich heute aber gut drauf" haben mir schon im deutschen Karneval nicht gefallen.

3. Wo kaufen Sie ein?

Schlange stehen, um ein Paar Espadrilles zu kaufen? Ja, das gibt es. Im Sommer harren viele Madrilenen und Madrileninnen stundenlang in der Hitze aus, um endlich bis zum Geschäft unweit der Plaza Mayor vorzudringen. Nirgends gibt es eine so große Auswahl an traditionellen Stofflatschen mit Bastsohle wie hier. In allen Farben, mit flachen Absätzen, mit hohen Absätzen, zum Binden, zum Reinschlüpfen – nicht einmal das größte Kaufhaus der spanischen Hauptstadt kann bei dem Angebot der 20 Quadratmeter großen Casa Hernanz mithalten.

4. Wo schmeckt es Ihnen am besten?

Mein liebstes Lokal ist genau genommen eine Ansammlung von Lokalen. In der Markthalle des Mercado de San Fernando auf der Calle de Embajadores wurden Stände zu Beisln und Restaurants umgebaut. Hier gibt es alles. Japanisch, Portugiesisch, Mexikanisch, Peruanisch, natürlich auch Spanisch und was am besten ist: Egal, wo es zum Essen hingeht, die Getränke können mitgebracht werden. Das Bier kaufe ich natürlich in der Buena Pinta, Madrids bestem Ausschank für Gerstensaft aus Kleinbrauereien mit einem Dutzend Zapfhähnen.

5. Wo übernachten Ihre Gäste?

Tja, hätte ich keine Wohnung in Madrid, ich wüsste, wo ich hingehe. In den Palacio de la Prensa, den Pressepalast. In diesem rund 100 Jahre alten Hochhaus auf der schönsten Straße der Stadt liegt im 8. Stock das Hostal la Prensa, preisgünstig, schön und mit einer herrlichen Aussicht über die wohl amerikanischste Straße in ganz Europa.

6. Wo haben Sie eine aufregende Nacht verbracht?

"Madrid me mata" – "Madrid bringt mich um" – heißt ein altes Motto des Nachtlebens der spanischen Hauptstadt. Ich weiß, es klingt nach billigem Klischee, aber die wildesten Nächte habe ich wohl im Candela verbracht. Dieses Flamencolokal im Stadtteil Lavapiés füllt sich erst nach Mitternacht so richtig. Am spannendsten ist es in einem gut abgeschirmten Saal, in den nur ausgewähltes Publikum kommt. Dort treffen sich dann oft Flamencogrößen nach ihren Gigs und jammen. Einmal war ich dabei. Was für eine Nacht.

7. Wo sollte 2018 jeder hin?

Was macht Madrid einzigartig in Europa? Sein Orgullo – der Stolz – das Stadtfest der LGBTI-Bewegung und die Abschlussparade. Wenn es im Juli 2018 nicht klappt, dann vielleicht 2019? (Reiner Wandler, RONDO, 12.3.2018)