Cohns Rücktritt reiht sich in eine lange Liste von Abgängen ein. Knapp eine Woche zuvor hatte die Kommunikationschefin des Weißen Hauses, Hope Hicks, ihren Rücktritt erklärt.

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Washington – Inmitten der Debatte über US-Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verlässt Donald Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn das Weiße Haus. Es sei ihm eine Ehre gewesen, seinem Land zu dienen, und er sei dem US-Präsidenten dankbar für diese Möglichkeit, hieß es am Dienstag in einer Stellungnahme Cohns. Trump dankte Cohn für seine Arbeit.

Cohn, ehemals hochrangiger Investmentbanker bei Goldman Sachs, galt innerhalb des Weißen Hauses als ausgleichender Mahner in der Wirtschaftspolitik. Er war es, der Trumps nationalistischer Wirtschaftspolitik unter dem Motto "America first" das Attribut "but not alone" (aber nicht alleine) beifügte und damit zumindest ein gewisses Maß an internationaler Zusammenarbeit einforderte.

In den vergangenen Tagen gab es bereits Spekulationen über einen Rücktritt. Cohn hatte sich zuletzt in der Frage von Strafzöllen gegen den Präsidenten gestellt. Bis zuletzt soll er noch versucht haben, die US-Position gegenüber Zöllen auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium aufzuweichen. Sein Rückzug wird nun auch als Indiz dafür gewertet, dass Trump sich nicht hat umstimmen lassen und bei seiner harten Linie geblieben ist.

Lob von Trump

Trump lobte Cohn in einer schriftlichen Erklärung als besondere Begabung. Cohn habe eine hervorragende Arbeit dabei geleistet, die Agenda der Regierung voranzubringen.

Der Präsident verwies auf die Rolle, die Cohn bei der Durchsetzung der im Dezember vom Kongress verabschiedeten Steuerreform gespielt hatte. Er kündigte noch am Abend auf Twitter an, bald eine Entscheidung über die Nachfolge zu treffen. "Viele Menschen wollen diese Aufgabe – ich werde eine weise Entscheidung treffen."

Trump: EU muss "furchtbare Hürden abbauen"

Trump hat indes Strafzölle auf europäischen Stahl von der EU-Politik abhängig gemacht. "Wenn die EU einige ihrer furchtbaren Hürden abbaut, dann können wir anfangen zu reden", sagte Trump am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven.

Ein Handelskrieg würde den USA weniger schaden als anderen Ländern, die derzeit einen Handelsüberschuss mit den USA hätten, sagte Trump. Die EU habe die USA in der Vergangenheit sehr schlecht behandelt.

Furcht vor Handelskrieg gewachsen

In Europa ist nach dem Rücktritt des Chef-Wirtschaftsberaters von Donald Trump die Furcht vor einem weltweiten Handelskrieg gewachsen. "Die Situation ist ernst", sagte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries am Mittwoch. Die Vorsitzende des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, warnte, eine Auseinandersetzung mit wechselseitig angehobenen Einfuhrzöllen könne niemand gewinnen. In Brüssel wollte die EU-Kommission über mögliche Gegenmaßnahmen auf US-Importe beraten, sollte Trump seine Drohung wahr machen und flächendeckend Stahl- und Aluminium-Importe in die USA mit Schutzzöllen belasten. (APA, 7.3.2018)