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Pro: Arbeitszeit soll rauchfrei sein

Auch unter Raucherinnen und Rauchern gibt es vernünftige Menschen. Nicht wenige von ihnen haben beispielsweise das aktuelle "Don’t smoke"-Volksbegehren unterzeichnet, weil es ihnen ein Anliegen ist, dass der Nichtraucherschutz in Österreich endlich vorankommt und international längst übliche Usancen auch im rückständigen Österreich Einzug halten. Chapeau!

Doch man kann nicht immer auf die Vernunft der Menschen bauen. Manchmal braucht es wie bei der Erziehung von Kindern ein wenig Druck, um die für alle Beteiligten bessere Lösung herbeizuführen. Diesen sanften Druck üben nun die Arbeitgeber am Salzburger Landeskrankenhaus aus, indem Mitarbeiter jedes Mal, wenn sie rauchen, sich von der Arbeitszeit abmelden sollen.

Diese Maßnahme sollte Vorbild für andere Unternehmen sein. Freilich gibt es auch andere Tätigkeiten, die nicht direkt der Arbeitszeit zuzurechnen sind und die auch Nichtraucher verrichten. Doch die Rauchpause kommt oft additiv dazu und reduziert die Leistung der Mitarbeiter. In Schweden ist die "rauchfreie Arbeitszeit" in vielen Firmen und Gemeinden schon längst Realität und wird dort auch gut angenommen. Warum sollte das also nicht auch in Österreich funktionieren?

Das müsste nicht zwangsläufig bedeuten, dass Pausen radikal reduziert werden, aber man könnte diese auch gesünder verbringen. Dieser Kommentar ist nach einer Nusskipferl-Auszeit entstanden. (Rainer Schüller, 7.3.2018)

Kontra: Big Brother lässt grüßen

Bei allem Verständnis für das riesige Engagement der derzeit aufbegehrenden Bürger für ein Rauchverbot in der Gastronomie – aber das, was in Salzburgs Landeskliniken implementiert werden soll, grenzt schon an die Methoden eines gnadenlosen Überwachungsregimes: Dort sollen rauchende Mitarbeiter bald bei jeder Zigarette ausstempeln – und danach die angeblich weggefallene Arbeitszeit wieder hereinholen.

Doch bei flächendeckender Anwendung einer solchen Maßnahme wäre wohl auch garantiert, dass in den Betrieben künftig zwischen nikotinsüchtigen und angeblich so abstinenten Mitarbeitern beinhart aufgerechnet wird. Denn niemand, auch kein eingefleischter Nichtraucher, hackelt in unserem fleißigen Land tatsächlich ununterbrochen acht, zehn, zwölf Stunden am Stück. Im Gegenteil: Zum Stressausgleich wird zwischendurch nicht nur am Glimmstängel gezogen, da werden während der Dienstzeit mitunter auch arme Moorhühner abgeschossen, im Gesichtsbuch aka Facebook Botschaften in eigener Sache abgesetzt, die Büropflanzen gegossen, gehegt, gepflegt oder die Herzallerliebsten daheim privat angerufen.

Soll bei all den Übersprungshandlungen also auch penibelste An- und Abmeldung erfolgen? Also, liebe Betriebsräte in Salzburg und auch anderswo: Macht den Geschäftsleitungen bitteschön rasch klar, dass rauchende Mitarbeiter unbestritten suchtkrank sind – und dass daher jedes unterstützte Entwöhnungsprogramm (nach Dienstschluss!) den Firmen mehr bringen würde als undifferenzierte Stigmatisierungsmethoden wie diese. (Nina Weißensteiner, 7.3.2018)