Amelia Earhart vor ihrer Lockheed Electra 10E.

Foto: National Portrait Gallery, Smithsonian Institution

Nashville – Nächste Runde im Rätsel um Amelia Earhart: Mehr als 80 Jahre nach dem Verschwinden der US-Flugpionierin hat nun ein Anthropologe eine weitere Untersuchung zu möglichen Überresten der Abenteurerin vorgelegt. Knochen, die 1940 auf dem kleinen Pazifik-Atoll Nikumaroro gefunden wurden, stammen nach Ansicht von Richard Jantz (University of Tennessee) "wahrscheinlich von Earhart".

Die aus Kansas stammende Earhart hatte 1932 als erste Frau den Atlantik überflogen und damit Berühmtheit erlangt. Am 2. Juli 1937 verschwand sie mit ihrem Navigator Fred Noonan beim Versuch, mit ihrer Lockheed Electra erstmals die Erde am Äquator zu umrunden. Als wahrscheinlichste Erklärung für ihr Verschwinden gilt, dass ihr der Treibstoff ausging und das Flugzeug irgendwo in der Nähe der Howlandinsel – ihrem letzten geplanten Zwischenstopp vor dem Ziel – in den Pazifik stürzte.

Verschwundene Knochen

Die einst auf Nikumaroro nahe der Howlandinsel gefundenen Skelettüberreste wurden ursprünglich einem Mann zugeordnet. Das wird immer wieder angezweifelt – doch dass auch die Knochen seit Jahrzehnten verschwunden sind, macht die Sache nicht einfacher. Jantz analysierte daher nicht die Überreste selbst, sondern lediglich vor sieben Jahrzehnten gemachte Messungen.

Wie der emeritierte Professor für Anthropologie im Fachblatt "Forensic Anthropology" berichtet, verglich er, ob die gefundenen Knochen generell zu einer Frau und zu den teils überlieferten, teils geschätzten Körpermaßen von Amelia Earhart passen könnten. Dabei kam er zum Ergebnis, dass die gefundenen Knochen besser zu Earhart als zu 99 Prozent der Menschen aus einer Vergleichsgruppe passen würden.

Fehlende Beweise

"Das stützt stark die Schlussfolgerung, dass die auf Nikumaroro gefundenen Knochen von Amelia Earhart stammen", so Jantz. "Bis eindeutige Beweise präsentiert werden, dass die Überreste nicht die von Amelia Earhart sind, ist der überzeugendste Standpunkt, dass sie es sind."

Ob das auch andere Forscher so sehen, sei dahingestellt: Jantz ist nicht der Erste, der die historischen Messungen neu untersuchte. Schon 1998 behaupteten Wissenschafter, die Knochen würden eher von einer Frau europäischer Abstammung stammen, 2005 widersprach ein anderes Team und meinte wiederum, es seien die Überreste eines Mannes mittleren Alters. Das letzte Wort ist wohl noch immer nicht gesprochen. (red, APA, 8.3.2018)