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Nicht der Fußball, sondern Ivan Savvidis stand nach der Partie PAOK Saloniki gegen AEK Athen im Fokus.

Foto: InTime Sports via AP

Saloniki/Köln – Als Ivan Savvidis wutentbrannt auf den Schiedsrichter zustürmte, war die Pistole an seinem Gürtel nicht zu übersehen. Und doch beließ es der Eigentümer von Paok Saloniki nicht dabei. Immer wieder schob er seine schwarze Jacke zur Seite, als wolle er den Referee und die Spieler auf die Waffe hinweisen. Wenig später legte Savvidis seine Jacke komplett ab, die Pistole lag nun frei. Schiedsrichter Giorgos Kominos brach die Begegnung daraufhin ab.

Savvidis ist Besitzer des griechischen Pokalsiegers, mit seinem gepflegten grauen Bart sieht der 58-Jährige durchaus seriös aus. Im Topspiel gegen AEK Athen brannten bei ihm jedoch alle Sicherungen durch. Die griechische Regierung reagierte am Montag auf den neuerlichen Eklat und ordnete eine Unterbrechung der Liga an. In Athen, Saloniki, Piräus und Co ruht nun auf unbestimmte Zeit der Ball.

"Wir haben entschieden, die Liga zu stoppen. Ohne eine von allen Seiten getroffene Vereinbarung wird es keinen Neustart geben", sagte der stellvertretende Sportminister Georgios Vassiliadis nach einem eilig einberufenen Treffen mit Regierungschef Alexis Tsipras. Wie und wann es weitergeht, ist offen. Der Weltverband Fifa erklärte auf SID-Anfrage, er verurteile das Geschehen rund um das Spiel.

Nachspielzeit mit Nachspiel

Auslöser der Krise war "Pistolenmann" Savvidis. Als Schiedsrichter Kominos am Sonntag in der 90. Minute das 1:0 für Paok wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannte, lief der Klubchef auf den Rasen und fuchtelte wild mit den Händen. Die Bodyguards an seiner Seite griffen eher halbherzig ein.

Die Folge war Chaos: Die Spieler von AEK verließ den Rasen und ließen sich auch nicht mehr zu einer Rückkehr überreden. Paok dagegen wollte die fünfminütige Nachspielzeit zu Ende bringen, noch zwei Stunden nach dem Abbruch machte sich das Team vor inzwischen leeren Rängen warm. Dann erklärte Referee Kominos, das Tor zähle doch. Unklar blieb, ob er diese Entscheidung schon vor dem "Platzsturm" durch Savvidis getroffen hatte.

"Waffen sind nicht verboten"

Savvidis ließ am Montag erklären, die Aufregung sei völlig übertrieben. "Ivan Savvidis hat niemanden mit einer Waffe bedroht. Die provokanten Überschriften in diversen Medien sind vollkommen unwahr", teilte seine Medienabteilung der russischen Zeitung "Sport Express" mit. "Er trägt eine Waffe, weil er die Erlaubnis dazu hat. Das ist in Griechenland nicht verboten."

Die Polizei leitete dennoch eine Untersuchung ein – allerdings nicht wegen des Tragens der Waffe, für die Savvidis offensichtlich eine Lizenz besitzt, sondern wegen des unerlaubten Betretens des Rasens. Ja, Savvidis habe sich "überzogene Emotionen erlaubt", gab sein Büro zu. "Aber noch einmal: Er hat niemanden bedroht."

Lubos Michel, Technischer Direktor von Paok und ehemaliger Schiedsrichter, soll Medienberichten zufolge dem Referee dagegen ein "Du bist fertig" zugeraunt haben. Das gilt nun jedoch erst einmal für die gesamte Liga. (sid, 12.3.2018)