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Moderne Erscheinung mit rückschrittlichen Inhalten. Auf Facebook gibt es weitaus weniger Präsenz von Frauen, und wenn, geht es um Schönheit oder Sex.

Foto: AP/Noah Berger

Frauenpolitische Themen haben 2017 zwar deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen, insgesamt bleiben sie aber unterrepräsentiert, vor allem wenig polarisierende Themen, die sich kaum für reißerische Titel eignen. Demnach bleiben Berichte über Frauenpensionen und Chancengleichheit weiterhin in der Minderheit, wie auch die Präsenz von Frauen generell. Eine Studie von Media Affairs untersuchte in der Studie "Frauen – Politik – Medien" wie schon in den Jahren zuvor die Präsenz von Frauenpolitik und Frauenbilder in den österreichischen Medien im Jahr 2017. Diesmal wurde die Studie auch um eine Facebook-Analyse ergänzt.

Es zeigte sich, dass sogenannte neue Medien wie Facebook traditionelle Geschlechterrollen noch stärker reproduzieren als klassische Medien: Frauen dienen als optischer Aufputz, sie besetzen sämtliche körperbezogenen Themen, während Männer zu einem ungleich größeren Teil als Machthaber und Experten in Erscheinung treten.

Platz eins für Kopftuch und Burka

Doch auch in den klassischen Medien ist der Fortschritt überschaubar, und frauenspezifische Politikfelder reihen sich auch 2017 nicht an vorderster Stelle ein. Letztes Jahr dominierten in den Medien der Nationalratswahlkampf und die Berichterstattung über die Wahlergebnisse. Frauenpolitik lag nur im Mittelfeld, zwischen der Causa Silberstein und EU-Flüchtlingspolitik. Dröselt man die frauenpolitische Berichterstattung auf die einzelnen frauenpolitischen Themen auf, lag deutlich das Thema Kopftuch und Burka auf Platz eins.

Foto: Media Affairs

Im Herbst 2017 trat das Gesichtsverhüllungsgesetz in Kraft, oft auch als Burkaverbot bezeichnet. Es waren polarisierende Themen wie dieses, die die frauenpolitische Berichterstattung dominierten. So regt auch die Frauenquote in der Politik sehr auf, die sich auf Platz zwei der häufigsten frauenpolitischen Themen findet. Sexuelle Belästigung findet sich, trotz international geführter und über Monate anhaltender Debatte, erst auf Platz drei, Gewalt gegen Frauen sogar erst auf Platz acht. Im untersten Drittel liegen Berichte über das 2017 noch unbekanntere Frauenvolksbegehren, Frauenpensionen oder Themen rund um Vereinbarkeit. An letzter Stelle von insgesamt zwanzig Themen stehen Berichte über die Situation von Frauen mit Migrationshintergrund und Frauen auf der Flucht.

Foto: Media Affairs

Wird also über Frauenpolitik berichtet, muss sie für reißerische Titel brauchbar sein. So werden Debatten über die Verschärfung des Sexualstrafrechts etwa unter dem Titel "Po-Grapsch-Paragraf" aufgegriffen. Gelinge es, so heißt es in der Studie, einem Thema nicht, zu polarisieren, bleibe es ein Nischenthemen – sowohl medial als auch politisch.

Trotz #MeToo und einer verhältnismäßig breiten medialen Berichterstattung über sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz schaffte es ein eng verwandtes Thema nicht auf die Agenda: häusliche Gewalt. Auch von Armut betroffene Frauen interessierten die mediale Öffentlichkeit wenig bis gar nicht. Ausgespart wurden auch sämtliche Bereiche in Zusammenhang mit Sexualität, Abtreibung, Verhütung oder Sexarbeit.

Etwas anders stellt sich die Themenrangliste in den sozialen Medien dar. Die Studie hat sich hierbei auf Facebook konzentriert, wo sexuelle Belästigung, das Kopftuch und die Burka sowie das Frauenvolksbegehren die häufigsten frauenpolitischen Themen waren. Allerdings attestiert die Studie den reichweitenstarken Facebook-Seiten entlang der transportierten Inhalte und der geschlechterspezifischen Repräsentation insgesamt ein sehr rückschrittliches Frauenbild.

Männliche Facebook-Profile

Das zeigt sich bereits darin, dass auf den 50 einflussreichsten Facebook-Seiten keine einzige Frau zu finden ist. In der Liste finden sich neben Medien wie DER STANDARD, Ö3 oder Servus TV nur männliche Einzelpersonen, angeführt von Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz auf Platz zwei. Diese 50 "relevantesten Player", wie es in der Studie heißt, stellen in mehr als Dreiviertel der Fälle Männer ins Zentrum.

Das erklärt die Studie etwa damit, dass "Männer auf Facebook verstärkt auf Selbstinzenierung setzen", sie könnten so mehr FollowerInnen gewinnen, mitunter auch Werbung. Die meisten Postings auf den wichtigsten Facebook-Seiten gibt es bei Politikbeiträgen, also in einem von Männern dominierten Bereich. Auch in den Kategorien Spitzensport (70 Prozent) und in der Forschung sind auf Facebook überwiegend Männer vertreten (80 Prozent), ebenso in den Bereichen Justiz oder Finanzen. Männer kommen auch vorwiegend als Täter vor.

Und bei welchen Themen tauchten 2017 Frauen auf Facebook auf? Vor allem als Opfer und in sämtlichen Zusammenhängen mit Schönheit oder Körper. Geht es um Mode, Sex oder auch Pornografie, scheinen somit Frauen auf, geht es um Politik, Geld oder Wissenschaft, sind es Männer. Eine alte, traditionelle Welt- und Geschlechterordnung setzt sich so in den neuen Medien erneut durch. (Beate Hausbichler, 13.3.2018)