Hart arbeitende Menschen trinken Alkohol um den Ansprüchen gerecht zu werden.

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Rund 2.000 Personen sind jährlich im Suchtbehandlungszentrum der "Steirischen Gesellschaft für Suchtfragen b.a.s." in ambulanter Behandlung. Etwas mehr als die Hälfte kommt wegen Alkoholproblemen. Dabei handle es sich nicht um ein Phänomen sozialer Randgruppen, wurde nun in Graz betont. Die Prävention dürfen vor allem auch vollzeitbeschäftigte, sozial gut integrierte Personen nicht aus den Augen verlieren.

Der Druck in der Arbeitswelt steigt – und um ihn auszuhalten greifen viele Menschen auch am Arbeitsplatz oder noch davor zur Flasche. Alkohol werde getrunken, um subjektiv die eigene Leistung zu steigern und den Ansprüchen gerecht zu werden. Diesen Schluss lassen laut Barbara Hochstrasser vom b.a.s. Nord-Ost die Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage zu. 372 Personen – unter ihnen etwa gleich viele Männer wie Frauen im Alter ab 18 Jahren – haben zwischen April und Juli 2017 einen in Arztpraxen, Schulen, Vereinen und Servicestellen des Bezirkes aufliegenden Fragebogen beantwortet. Mit diesem wollte man der Motivation für den Alkoholkonsum auf die Spur kommen.

Wirkung nutzen

Die Auswertung habe ergeben, dass subjektiv "die leistungssteigernde, selbstwerterhöhende Wirkung des Alkohols" dem Trinken vorausgehe. Alkohol werde auch konsumiert, um Arbeiten leichter verrichten zu können, sich selbstsicherer gegenüber anderen zu fühlen, Entscheidungen leichter treffen zu können und ausdauernder zu sein. Hier habe es vor allem signifikante Ergebnisse bei Jüngeren (18 bis 34 Jahre) und vollerwerbstätigen Personen gegeben.

"Das allgemeine Vorurteil , dass sich ein problematischer Alkoholkonsum vor allem in sozialen Randgruppen wiederfindet, muss demnach aufgegeben werden", so die Leiterin der Umfrage. Es seien die "Tüchtigen und Fleißigen", die – zunächst bei geringer Dosierung – die leistungssteigernde Wirkung des Alkohols nutzen und sich damit mit den ersten Schritten auf dem Weg in einen kritischen Alkoholkonsum befinden.

"Wir haben hier eine Gruppe, die bisher nicht wirklich im Blickfeld der Suchthilfe war", resümierte b.a.s.-Geschäftsführer Manfred H. Geishofer. Aus seiner Sicht würden die Ergebnisse der Auswertung die Bedeutung eines differenzierten Beratungs- und Behandlungsangebotes sowie die Notwendigkeit des Ausbaus von betrieblicher Suchtprävention unterstreichen. (APA, 14.3.2018)