Ein ausgewachsenes Exemplar des Nördlichen Felsenpythons.
Foto: Graham Alexander/Wits University

Johannesburg – Dass wir gemeinhin annehmen, Schlangen würden sich nicht um ihren Nachwuchs kümmern, könnte an mangelnder Erforschung von deren Lebensweise liegen. Zu diesem Schluss kommt ein südafrikanischer Biologe, nachdem er über Jahre hinweg den Fortpflanzungszyklus von Nördlichen Felsenpythons (Python sebae) studiert hat.

Diese bis zu viereinhalb Meter langen Würgeschlangen sind nach Beobachtungen von Graham Alexander von der Witwatersrand-Universität derart aufopferungsvolle Mütter, dass daneben so manches Säugetier verblasst. Im schlimmsten Fall kann die Brutpflege sogar zum Tod der Mutter durch Auszehrung führen, berichtet der Forscher im "Journal of Zoology".

Graham Alexander mit zwei Handvoll Baby-Schlangen.
Foto: Wits University

Der Forscher versah insgesamt 37 Pythons mit Trackern, um ihre Bewegungsmuster aufzuzeichnen. Acht davon legten im Untersuchungszeitraum Eier – und zwar in verlassenen Bauen von Erdferkeln, in die Alexander dann vorsichtig Infrarotkameras senken konnte, um die Details des Brutgeschäfts aufzuzeichnen.

Es zeigte sich, dass die Schlangenmutter nicht nur während des Brütens bei den Eiern bleibt, sie lässt auch – ganz im Gegensatz zu Meldungen aus früheren Studien – die geschlüpften Jungen nicht sofort im Stich. Etwa zwei Wochen blieben die Tiere bei ihren Babys, die sich in der kalten Nacht in den Windungen der Mutter einkuscheln konnten. Bei lebendgebärenden Schlangen – beispielsweise Klapperschlangen – hat man bereits Brutpflege nachgewiesen. Der Felsenpython ist laut Alexander das erste bekannte Beispiel für Brutpflege bei eierlegenden Schlangen.

Der Biologe stellte auch fest, dass die Pythonmütter in dieser Zeit ihre Farbe verändern: Sie werden annähernd schwarz. Laut Alexander steigern sie damit die Wärmeaufnahme beim Sonnenbaden; trächtige und brütende Mütter seien im Schnitt um fünf Grad wärmer als Artgenossinnen, die sich nicht in Fortpflanzung befinden.

Ein Gelege von Python-Babys wärmt sich in der Sonne auf.
Foto: Graham Alexander/Wits University

Dass sich die Feldarbeit über sieben Jahre hinzog, liegt am langsamen Fortpflanzungszyklus der Würgeschlangen. Und der ist dem Kraftaufwand geschuldet, den eine Pythonmutter erbringen muss. Abhängig von den regionalen Temperaturen, kann der gesamte Prozess von einem Monat bis zu einem halben Jahr betragen.

Und in dieser ganzen Zeit nimmt die Mutter keine Nahrung zu sich. Das ist derart kräftezehrend, dass die Schlangen nur alle zwei oder drei Jahre Nachwuchs – im Schnitt um die 50 Eier – zur Welt bringen. Laut Alexander verliert die Mutter in dieser Zeit etwa 40 Prozent ihrer Körpermasse – und manche erholt sich von dieser Anstrengung nie mehr. (jdo, 25. 3. 2018)