Öffi-Telefonate können einem die Nerven töten – und eine Fahrt lang unterhalten.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Hoits olle di Bappm. Hoits afoch olle di Bappm. Ich sitze im Zug und erhole mich. Das Mädel, das mir gegenübersitzt, redet eifrig auf sein Handy ein, ich erfahre alles über die Dreiecksbeziehung ihrer lesbischen Freundin. Und über die Tochter von der Freundin. Die Oma im Nachbarabteil hat auch ein Handy, eines mit ganz großen Tasten, die ganz laut piepsen, wenn man draufdrückt. Sie ruft die Gerti an und erkundigt sich bei der Gerti nach dem Fifi. Der Fifi ist der Hund von der Gerti, und eine Katze hat ihm die Schnauze zerkratzt. Jetzt ist der Fifi beleidigt und seine Besitzerin ist, dem aufgeregten Geschnatter am anderen Ende der Leitung nach zu schließen, ebenfalls sehr beleidigt. Die Gerti und der Fifi planen einen Rachefeldzug, die Gerti hat sich extra ein Luftdruckgewehr gekauft.

Neben der Oma sitzt einer und hört laute Musik. Ich kann es ihm nicht verübeln, denn der Gerti und auch dem Fifi, der gerade ins Handy bellt, denen muss man Paroli bieten. Das denken sich auch die Volksschüler, die auf den zwei Etagen des Waggons Fangen spielen. Lustig ist das und, haha, in der Kurve musst du dich festhalten, du Depp, sonst fällst du noch einmal auf die Tussi da hinten. Die Tussi schenkt den Rabauken einen tödlichen Blick, greift in ihre Handtasche und holt ihr Smartphone heraus. "Mausibärli, ich sitz grad im Zug, und ich hab dich lieb. In dem Zug sind lauter Scheißwixer da." Das Mausibärli beruhigt sie, und nachdem sich die beiden sechs- oder siebenmal ihre Liebe versichert haben, hält der Zug, und meine Protagonisten steigen alle aus. Die Tür geht wieder zu, jetzt bin ich allein im Waggon. Langweilig! (Anton Maurer, 27.3.2018)