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Whatsapp-Co-Gründer Brian Acton will mit Facebook nichts mehr zu tun haben.

Foto: Mike Blake / REUTERS

Inmitten all der Diskussionen über zweifelhafte Geschäftspraktiken der Datenanalysefirma Cambridge Analytica wird nun auch die Kritik an Facebook immer lauter. Und dabei meldet sich jetzt auch einer zu Wort, der noch bis vor nicht allzu langer Zeit selbst für das soziale Netzwerk gearbeitet hat – und ihm dabei eines seiner erfolgreichsten Produkte beschert hat.

#deletefacebook

Whatsapp-Gründer Brian Acton findet in einem Beitrag zwar wenige, aber in ihrer Deutlichkeit ziemlich umissverständliche Worte: "Es ist Zeit. #deletefacebook" rät der Softwareentwickler zur Löschung des persönlichen Facebook-Accounts. Damit schließt er sich einer Kampagne an, die in den letzten Tagen zunehmend in den sozialen Medien an Fahrt gewonnen hat.

Grund dafür ist, dass viele Nutzer über das Verhalten Facebooks in dieser Causa empört sind. Immerhin waren es problematische Privacy-Einstellungen des sozialen Netzwerks, die es überhaupt ermöglicht haben, dass Cambridge Analytica im Jahr 2014 an die Daten von rund 50 Millionen Nutzern gekommen ist – in den allermeisten Fällen ohne deren explizite Zustimmung.

Reaktion

Vor allem aber wirft auch der Umgang von Facebook mit dieser Causa Fragen auf. Das Unternehmen selbst spricht davon, dass man von jenem Forscher, der die Daten schlussendlich an Cambridge Analytica weitergegeben hat, "getäuscht" worden sei. Anstatt nur die Daten jener 270.000 Nutzer zu erfassen, die an einem freiwilligen Quiz teilgenommen und infolge der Weitergabe ihres Facebooks-Verhalten zugestimmt haben, habe dieser auch gleich die Accounts all der Freunde der Partizipanten erfasst.

Diese Anmerkung ist zwar durchaus richtig, blendet aber aus, dass es äußerst problematische Default-Einstellungen von Facebook waren, die dieses Vorgehen überhaupt erst ermöglicht haben. Zudem hat das soziale Netzwerk mittlerweile eingestanden, dass man von dem Vorfall bereits im Jahr 2015 Kenntnis erhalten habe. Relevante Schritte wurden infolge aber offenbar nicht gesetzt. Zwar wurden die Beteiligten später zur Löschung der Daten aufgefordert, überprüft wurde dies aber nie. Vor allem aber wurden auch die betroffenen Nutzer nie über den Vorfall informiert. Alles Dinge, die Facebook in einigen Ländern auch in rechtliche Probleme bringen könnten.

Und dann kommt noch dazu, dass selbst diese Aussage von Facebook in Zweifel steht: So betont etwa der vom Forschungschef von Cambridge Analytica zum Whistleblower gewandelte Christopher Wylie, dass es Facebook im Jahr 2014 unmöglich verborgen geblieben sein könne, dass da jemand einfach so die Daten von 50 Millionen Nutzern abgreift. Man habe sich nur nicht sonderlich daran gestoßen und mit der Behauptung, dass all dies ohnehin nur für Forschungszwecke gedacht sei, schnell zufrieden gegeben.

Gewandelter Acton

Whatsapp-Gründer Acton war schon in den letzten Wochen durch seinen neu erwachten Einsatz für die Privatsphäre im Internet aufgefallen. So hatte er im Vormonat angekündigt 50 Millionen US-Dollar in die Entwicklung des verschlüsselten Messengers Signal zu stecken – einer Open-Source-Alternative zu Whatsapp.

Acton selbst hat an Facebook recht gut verdient: Durch den 16 Milliarden Dollar schweren Verkauf von Whatsapp an Facebook im Jahr 2014 ist er gemeinsam mit Co-Gründer Jan Koum zum Milliardär geworden. Auf rund 6,5 Milliarden Dollar wird derzeit das Vermögen von Acton geschätzt. Der in früheren Jahren auch bei Apple und Yahoo beschäftigte Entwickler hatte erst vor einigen Monaten Facebook den Rücken gekehrt.

Kritik

Angesichts der anhaltenden Diskussionen über die Rolle, die Facebook bei der Verbreitung von Falschinformationen spielt, hatten sich zuletzt immer wieder ehemalige Angestellte kritisch zu Wort gemeldet. So hatte etwa im Vorjahr der früher für das Wachstum des sozialen Netzwerks zuständige Manager Chamath Palihapitiya mit der Aussage aufhorchen lassen, dass man ein Werkzeug erschaffen habe, das den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zerreiße.

Befördert wird die aktuelle Kritik noch dadurch, dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bisher zu den Vorfällen schweigt. In einer kurzen Stellungnahme betont das soziale Netzwerk am Dienstag, dass Zuckerberg derzeit mit voller Kraft an der Analyse der Situation und den nächsten Schritten arbeite – vage Aussagen, mit denen die aktuelle Empörungswelle wohl kaum im Zaum gehalten werden kann. (Andreas Proschofsky, 21.3.2018)