MDR-TB ist eine Form der Tuberkulose, die multipel resistent, das heißt mehrfach unempfindlich gegenüber wichtigen Medikamenten ist.

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1. Was ist Tuberkulose (TB) oder Schwindsucht?

Das lateinische Wort "tuberculum" bezeichnet die für den Entzündungsherd charakteristischen Knötchen. TB (oder auch Tbc) ist eine Infektionskrankheit, die durch bestimmte Mykobakterien ausgelöst wird. Nicht alle Bakterien dieser sehr widerstandsfähigen Gattung lösen Krankheiten aus.

2. Wieso betrifft TB Rind und Mensch?

TB ist eine Zoonose. Das sind Krankheiten, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Zwei Unterarten sind die typischen Erreger der Rinder-TB; andere TB-Arten betreffenden Menschen. Doch können auch die menschlichen Erreger Tiere krankmachen. Umgekehrt kann nichtpasteurisierte Milch zu einer Ansteckung beim Menschen führen. Eine Kuh kann sich bei Rotwild oder bei einem Dachs infizieren. Bei der TB wird deutlich, wie eng Tier- und Menschengesundheit zusammengehören.

3. Wie erfolgt die Ansteckung, und wie gefährlich ist sie?

Die Ansteckung erfolgt durch den Kontakt mit TB-Bakterien. Das geschieht etwa durch Niesen oder Husten. Nicht jeder, der sich infiziert, wird auch krank und dann selbst zum Krankheitsüberträger. Bei gesunder Abwehrlage beseitigt das Immunsystem das eindringende Bakterium oder kapselt es ein. Man spricht dann von einer latenten TB, die etwa ein Drittel aller Menschen aufweist.

4. Wieso ist TB eine Armutskrankheit?

Krank werden vor allem Menschen mit einer schlechten Abwehrlage. Das betrifft Suchtkranke, Diabetiker und Menschen, die in extrem armen Verhältnissen leben. Deshalb gibt es in Österreich vergleichbar sehr wenige TB-Fälle. Sehr hoch sind die Fallzahlen beispielsweise in russischen Gefängnissen oder in besonders von HIV betroffenen Regionen der Welt.

5. Was ist eine offene TB?

Die TB kann verschiedene Organe betreffen, in denen sich beim Ausbruch der Krankheit kleine Entzündungsherde bilden. Bei der Lungen-TB entzündet sich die Lunge. Infizierte Menschen geben die Bakterien weiter, wenn diese TB-Herde einen Anschluss an die Bronchien haben und Bakterien ausgeatmet werden. Diesen ansteckenden Zustand nennt man offene TB. TB-Kranke werden nach Möglichkeit isoliert. In Österreich wird genau recherchiert, mit wem die Kranken Kontakt hatten. Das Problem: In ärmeren Staaten gibt es solche Möglichkeiten nur eingeschränkt.

6. Was versteht man unter MDR-TB?

MDR-TB ist eine Form der TB, die multipel resistent ist, das heißt mehrfach unempfindlich gegenüber wichtigen Medikamenten. Bei der TB werden üblicherweise zwei verschiedene Antibiotika eingesetzt, die das Wachstum der TB-Bakterien verhindern. Immer häufiger wirken diese Antibiotika nicht mehr. Das betrifft Österreich noch kaum. Aber weltweit steigen die Zahlen rasch. Derzeit sind schon etwa fünf Prozent aller neuen TB-Fälle MDR-Fälle. Noch höher ist die Zahl derer, die im Laufe der TB-Behandlung etwa aufgrund von Behandlungsfehlern oder der schlechten Medikamentenversorgung eine MDR-TB entwickeln.

7. Was versteht man unter XDR-TB?

Die Behandlung von MDR-Fällen dauert sehr viel länger als die Behandlung einer normalen TB. Weil andere Antibiotika eingesetzt werden müssen, ist die Behandlung zudem sehr viel teurer: Betroffene brauchen monatelange Therapien, Isolation und zig Tabletten pro Tag. Die erweiterte, extensive Form der MDR wird XDR-TB genannt. Die Behandlung ist in vielen Fällen unmöglich, weil es noch keine Medizin gibt.

8. Wie betrifft uns die TB?

Besonders in Osteuropa ist MDR-TB präsent. "Die Probleme mit der MDR und der XDR sind hausgemacht. Zu lange wurde zu wenig in geeignete Diagnose- und Therapieverfahren investiert", heißt es von der kirchlichen Organisation "Plan:g – Partnerschaft für globale Gesundheit", früher bekannt als das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich.

9. Was tut die Welt gegen die TB?

Die Weltgemeinschaft will die humane TB bis zum Jahr 2035 unter Kontrolle bringen. Drei Bausteine seien dafür wichtig, heißt es von Plan:g.

  • Früherkennung und Behandlung: Dazu ist ein systematisches Screening von Kontakten und Gruppen mit hohem TB-Risiko nötig. Allerdings bestehe immer die Gefahr der Stigmatisierung, des Aussätzigmachens: "Leicht werden Kinder, Häftlinge, Migranten oder Arme nicht mehr als Menschen gesehen, sondern als Krankheitsüberträger ausgegrenzt", so die Organisation.
  • Mehr Forschung: Die TB-Diagnoseverfahren haben sich in 100 Jahren kaum verändert: der Hauttest (der nicht zwischen Infektion und Erkrankung unterscheidet), die Laboruntersuchung des abgehusteten Schleims (die bei Kindern wenig aussagekräftig ist) und das Röntgenbild. Notwendig seien preiswerte Schnelltests und wirksame Medikamente.
  • Politische Maßnahmen: Weltweit muss die Politik ausreichende Ressourcen für TB-Forschung, -Prävention, -Erkennung und -Behandlung zur Verfügung stellen.

10. Was kann der Einzelne gegen die TB tun?

Die Herausforderung der Antibiotikaresistenzen wird nicht allein von der Forschung gelöst. Gefragt sind konkrete Verhaltensänderungen in der Bevölkerung. Bei der Verwendung von Antibiotika müssen die Anwendungshinweise von Ärzten und Apothekern befolgt werden. Patienten sollten zudem kritische Fragen stellen, die Packungsbeilagen lesen – das gilt auch bei der Behandlung von Haustieren, egal ob Katze oder Pferd. (red, 24.3.2018)