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Von den deutschen Großklubs FC Bayern und Borussia Dortmund umworben: RB-Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl.

Foto: REUTERS/Miguel Vidal

Leipzig/Berlin – Mit Schlagwörtern wie "Kampf um Hasenhüttl" und "Mega-Ablöse" heizte ein Zeitungsartikel die Spekulationen um Ralph Hasenhüttl kräftig an, und prompt wurde der Trainer von seinem Klub RB Leipzig zur Presserunde am Dienstag angekündigt. Das sorgte für hektische Betriebsamkeit unter den Journalisten – doch umsonst. Im Einladungsschreiben hatte sich ein Fehler eingeschlichen, Hasenhüttl war für eine Fragerunde gar nicht eingeplant. Dabei sind Antworten zu seiner Zukunft gerade besonders begehrt.

Nach der Absage von Thomas Tuchel sind seine Aktien beim deutschen Rekordmeister Bayern München stark gestiegen. Auch Borussia Dortmund, das unter Peter Stöger spielerisch in der Sackgasse steckt, soll um den Österreicher buhlen. Und sein derzeitiger Arbeitgeber hofft auf seine Vertragsunterschrift – oder zumindest auf eine saftige Entschädigung. Die Bild spekuliert über eine Rekordablöse von zehn Millionen Euro.

Unterhaching, Aalen, Ingolstadt, Leipzig

Hasenhüttl (50) hat sich bewusst noch nicht zu einer weiteren Zusammenarbeit mit RB bekannt. Natürlich hat auch er registriert, dass bei den beiden größten deutschen Klubs die Trainerposten zur kommenden Saison vakant sind. Hasenhüttl ist ehrgeizig, der frühere Stürmer ist in seiner Trainerkarriere zielstrebig die Karriereleiter hochgeklettert: Unterhaching, Aalen, Ingolstadt, Leipzig.

In dieser Hinsicht wäre der nächste logische Schritt Bayern München. "Wenn wir irgendwann einmal einen deutschsprachigen Trainer suchen sollten", hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß bereits im Dezember 2016 gesagt, "gehört er mit Sicherheit zu den drei Kandidaten, über die man nachdenken muss." In Tuchel ist der erste Kandidat abgesprungen, in Julian Nagelsmann hat sich ein zweiter in Hoffenheim etwas entzaubert. Bleibt eigentlich nur noch Hasenhüttl.

Argumente für und wider

Er selbst hatte einen Wechsel zum Branchenprimus vor einiger Zeit zwar noch als abwegig bezeichnet, weil er "noch nicht die internationale Erfahrung" besitze und die "unabdingbar" sei, um "Trainer eines Formats FC Bayern zu werden". Doch seitdem hat er Leipzig in der Premierensaison bis ins Viertelfinale der Europa League geführt, auch die Gruppenphase in der Champions League verlief alles andere als enttäuschend. Und in der Bundesliga ist der Vizemeister trotz Doppelbelastung weiter auf Tuchfühlung zur Königsklasse.

Dass Hasenhüttl mit Leipzig kürzlich die Münchner auch dank einer taktischen Überraschung (Dreier-Abwehrkette) mit 2:1 besiegte, dürfte ihn für die Bayern-Bosse nur noch interessanter gemacht haben. Ein weiteres Plus: Der gebürtige Grazer bringt "Stallgeruch" mit. Seine Spielerkarriere ließ er von 2002 bis 2004 bei den Bayern-Amateuren ausklingen. Der damalige Reserve-Trainer Hermann Gerland, heute Co-Trainer unter Jupp Heynckes, ist ein großer Fürsprecher des Leipzigers.

Vertrag in Leipzig bis 2019

Bei RB ist Hasenhüttl noch bis 2019 gebunden, doch Sportdirektor Ralf Rangnick soll intern bereits ausgeschlossen haben, mit dem Trainer ohne Vertragsverlängerung ins letzte Vertragsjahr zu gehen. Aussagen wie die von Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, dass in manchen Spielen "unsere DNA" gefehlt habe und dass "nicht immer alles rosarot" sei, lassen vermuten, dass Vereins- und Trainerphilosophie nicht mehr so prächtig miteinander harmonieren wie noch im ersten Jahr. Hasenhüttl hat den Leipziger Vollgasfußball etwas ausgebremst, mehr Wert auf Ballbesitz und Kontrolle gelegt. Ein Stil, der in München obligatorisch ist.

Und was spricht für Dortmund? Der Schritt von Leipzig zum BVB wäre ein kleinerer, der Kader lässt auch das aggressive Pressing als taktische Grundidee zu. Hasenhüttls Verhältnis zu BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ist gut, beide unterhielten sich kürzlich angeregt beim gemeinsamen Besuch bei Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Sollten die durch die Tuchel-Absage getriebenen Bayern in der Personalie Hasenhüttl Ernst machen, dürften Dortmund und Leipzig aber keine Chance haben. (sid, 27.3.2018)