Besonders anfällig für Ermüdungsbrüche: Schienbein, Fuß, Oberschenkel und Wadenbein.

Foto: Getty Images/iStockphoto

Wien – Wer mit dem Training permanent über die Stränge schlägt, tut seinen Knochen nichts Gutes. Es kann zu Rissen kommen, im schlimmsten Fall ist ein Ermüdungsbruch die Folge. Vor allem Sportler, Frauen und Kinder haben ein erhöhtes Risiko, sagt der Wiener Orthopäde Max Böhler.

Es gibt zwei Arten des Ermüdungsbruchs: die Stressfraktur und die Insuffizienzfraktur. Die Stressfraktur entsteht durch die anhaltende Überbelastung von gesunden Knochen. Etwa 70 Prozent aller Stressfrakturen treten bei Leistungs- und Laufsportarten auf und machen rund ein Fünftel aller Verletzungen in der Sportmedizin aus. Nicht nur dauerhafte Überbelastung ist ein Auslöser für eine Stressfraktur, auch die häufige, lange oder falsche Belastung kann zu einem Ermüdungsbruch führen.

Die zweite Art, die Insuffizienzfraktur, entsteht durch die Überbelastung bereits erkrankter Knochen wie bei Osteoporose. Die Grunderkrankung greift die Knochen an, sodass diese porös werden und bereits bei normalen Belastungen brechen.

Risikogruppen: Leistungssportler und Läufer

Bei beiden Arten des Ermüdungsbruchs sind plötzliche Schmerzen bei Belastung erste Anzeichen, meist tauchen diese gemeinsam mit Rötungen und spürbaren Schwellungen auf. In fortgeschrittenen Stadien sind die Schmerzen auch in Ruhephasen zu spüren.

"Am gefährdetsten für die Stressfraktur sind Leistungssportler und Läufer, da diese ihre Knochen kontinuierlich stark belasten. Zusätzlich gefährdet sind Sportler über 40 Jahren, die ihr Training erhöhen – vor allem, wenn sie vorher lange Zeit kaum Sport betrieben haben. Da sollte man vorsichtig sein und das Training nur sehr langsam erhöhen", sagt Böhler.

Oft kommen zur Überbelastung noch orthopädische Probleme hinzu, wie angeborene Fehlstellungen der Füße oder Beine, die zusätzlich zu einer Fehlbelastung des Knochens beitragen. Belastungsbrüche sind aber nicht nur im höheren Alter eine Gefahr, oft erleiden auch Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase eine Stressfraktur, da die Knochen noch sehr sensibel sind. Frauen sind rund zehnmal häufiger betroffen als Männer, da sie eher unter Osteoporose und hormonellen Störungen leiden.

Richtig diagnostizieren

"Bemerkt man die ersten Anzeichen einer Überbelastung, sollten die betroffenen Knochen unbedingt entlastet und sportliche Aktivitäten umgehend eingestellt werden. Die Ruhephase sollte im besten Fall sechs bis acht Wochen dauern, damit sich die Knochen vollständig erholen können. Die genaue Dauer und Art der Behandlung muss aber unbedingt mit einem Arzt abgeklärt werden", rät Böhler.

Am häufigsten kommen Ermüdungsbrüche im unteren Körperbereich vor, vorwiegend an Schienbein, Fuß, Oberschenkel und Wadenbein. Wichtig ist, dass die Symptome nicht fälschlicherweise als Prellung, Stauchung oder Sehnenscheidenentzündung diagnostiziert werden.

Böhler dazu: "So kann etwa durch eine Kernspintomografie eine Schwellung im Knochen oder eine Flüssigkeitsansammlung in der Knochenhaut, mit der der Körper versucht, den Schaden zu reparieren, frühzeitig erkannt werden – noch bevor der Knochen tatsächlich bricht." (red, 29.3.2018)