Wien bis Leoben – Das hätte sich auch keiner gedacht, dass ich in einem Krawallauto einmal freiwillig auf den Normal-Modus schalte. Aber es war notwendig. Sehr sogar. Auf einmal. Auf der S6. Irgendwo zwischen Mürzzuschlag und Bruckmur spielen die auf Radio Steiermark nach einer fetzigen Neil-Diamond-Nummer einen argen Jodler vom Bodenstiagn-Echo – oder so ähnlich –, und ich musste einfach lauter drehen.

Hyundai i30 N Performance. Auffällig blau.
Foto: Guido Gluschitsch

Jetzt muss man aber wissen, dass der Straßenbelag dort sehr holprig ist. Also nicht so, dass man in einem Franzosen etwas davon merken würde, oder es in einem straffen Deutschen nerven würde, aber doch so, dass man im Hyundai i30 N mit der Hand vorm Lautstärkenknopf auf und ab fährt, ohne ihn je zu derwischen. In dem Auto muss man aufpassen, dass man sich bei leichten Bodenwellen nicht den Kopf am Dach stößt. Kurzum, der i30 N ist im Rennmodus so hart, dass es die reinste Freude, aber unpraktisch ist.

Von hinten schaut der i30 N fein schnell aus.
Foto: Guido Gluschitsch

Also wechsle ich in den Normal-Modus. Sofort schließen die Auspuffklappen und der supersportliche i30 klingt auf einmal nur mehr wie ein sportlicher i30. Das Fahrwerk fängt im gleichen Moment an, die Unebenheiten wegzubügeln, gibt aber gleichzeitig noch ordentliches Feedback.

Bordun-Endtopf

So gelingt dann auch der Griff zum Lautstärkenknopf. Dreh und Drück. Drücken natürlich wieder auf den blauen Knopf am Lenkrad, auf dem eine Zielflagge aufgezeichnet ist. Sofort spritzt der Wagen wieder Schnellbeton in die Dämpfer, die Auspuffklappen gehen auf und zaubern satte Bordun-Töne unter den Jodler.

Bevor man den i30 N sieht, hört man an ihn. Zumindest, wenn gleichzeitig zwei Schalter gedrückt sind – der mit dem N am Lenkrad und der ganz rechte im Fußraum.
Foto: Guido Gluschitsch

Denken Sie bitte gar nicht erst daran, den N-Modus, wie das Setup vom Zielflaggen-Knopf heißt, einem Beifahrer anzutun. Das fällt vermutlich unter Folter. Und so ist es auf einmal auch gar nicht mehr verwunderlich, dass sich bei der Jännerrallye ganz gach wer gefunden hat, der mit dem Serien-i30 N das Voraus-Auto machte.

Normal-Modus

Auf der anderen Seite, oder sagen wir im anderen Modus, dem normalen nämlich, ist aber alles gut. Die adaptiven Dämpfer gehen in den Normal-Modus, wie auch die Servolenkung und die Stabilitätskontrolle. Der Motor gibt beim Runterschalten nur mehr ganz dezent Zwischengas – vermutlich, weil die Auspuffklappen dann eh zu sind. So ist man sportlich unterwegs und spult auch hunderte Kilometer ab, ohne je gelangweilt oder genervt zu sein.

Am Lenkrad gibt es zwei blaue Knöpfe, die aus einem Auto zwei ganz unterschiedliche machen können.
Foto: Guido Gluschitsch

Ganz Öko wird der i30 N auch im Eco-Modus nicht. Obwohl dann alles brav runtergeregelt ist und sogar das Gaspedal nur ganz verhalten die Befehle weitergibt. Den Sport-Modus braucht man auch nicht. Also N oder Normal.

Spagat geschafft

Es wundert nicht, dass der i30 N mehr Fahrmodi hat, als man braucht – das schafft inzwischen fast jeder Hersteller. Was aber verwundert, ist zum einen der Spagat, den Hyundai mit diesem i30 schafft. Das eine Mal führt man ganz normal die Kommode vom Pressspantischler heim, das andere Mal startet man einfach, so wie der Wagen dasteht, bei einem Slalom und wird sogar mit den aufgemotzten Rennautos mithalten.

Ein Fronttriebler ohne mechanische Sperre kann also doch richtig viel Spaß machen.
Foto: Guido Gluschitsch

Wundern darf man sich auch, dass es Hyundai beim ersten Anlauf schafft, ein derartig emotionales und schnelles Auto auf die Räder zu stellen, mit erstaunlichem Grip und fantastischem Handling. Das gibt es sonst im i30 nämlich nicht annähernd in dem Maß.

Performance und normal

Nur wenn es nass wird, dann kommt auch der i30 N an seine Grenzen. Da bekommt er die Rechnung für den Frontantrieb präsentiert, der in der von uns getesteten Performance-Ausführung nur eine elektronische Differenzialsperre hat. Auch nur beim Performance gibt es den Sportauspuff, außerdem hat er mit 275 PS stolze 25 Pferde mehr im Stall als der um 4000 Euro günstigere i30 N ohne jeden weiteren Zusatz.

Er schaut so unscheinbar aus, mit seinem zarten Blau ist er aber eine derartig harte Dings, äh Auto.
Foto: Guido Gluschitsch

Sagen wir, die Sperre fiel dem Sparstift zum Opfer, wie auch die Automatik. Auf beides kann man bei diesem Wagen gerne verzichten, weil man gleichzeitig unendlich viel Fahrspaß um nicht einmal 40.00 Euro bekommt – und das härteste Fahrwerk der Klasse. (Guido Gluschitsch, 4.4.2018)

Foto: Guido Gluschitsch