Wer den Facebook Messenger nutzt, sollte sich klar darüber sein: Facebook liest normale Nachrichten mit.

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Die aktuelle Debatte über die Weitergabe von 87 Millionen Nutzerdaten an die umstrittene Datenfirma Cambridge Analytica führt dazu, dass auch andere viel genutzte Services von Facebook in den Fokus des öffentlichen Interesses geraten. Und dabei wird einiges öffentlich, was zwar für Experten keine große Überraschung darstellen dürfte, vielen normalen Nutzern so aber wohl nicht klar gewesen sein dürfte.

Mitlesen

Facebook bestätigt nun, dass im eigenen Messenger jegliche Nachrichten vom Unternehmen mitgelesen und analysiert werden. Dies betrifft nicht nur auf diesem Weg geteilte Bilder, auch Links werden analysiert. Prinzipiell behandle man die privaten Nachrichten im Messenger damit exakt so wie öffentliche Mitteilungen auf dem sozialen Netzwerk, wie das Unternehmen gegenüber Bloomberg betont.

Facebook sieht darin natürlich keinen unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre seiner Nutzer, immerhin hätten diese über die Nutzungsbedingungen all dem zugestimmt. Zudem seien die eigenen Absichten in dieser Hinsicht lauter. So ginge es etwa darum, zu verhindern, dass der Messenger zum Teilen von Kinderpornografie genutzt werde. Auch vor Viren und Schadsoftware könne man so die eigenen Nutzer schützen, betont Facebook.

Eingriff

Zudem könne man auch nur so gegen die Verbreitung von Falschmeldungen vorgehen: So habe man etwa in Myanmar eine gezielte Desinformationskampagne gestoppt, mit der angeblich Angehörige muslimischer Minderheiten durch Facebook-Nachrichten an bestimmte Orte gelockt werden sollten, um sie dort dann körperlich attackieren zu können (ein Vorfall, den Bürgerrechtsgruppen allerdings dementieren, Anm.). In solchen Fällen könne das eigene System das weitere Teilen automatisch unterbinden, betonte Mark Zuckerberg schon vor einigen Tagen in einem Interview mit Vox. Dabei unterstrich er auch, dass diese Daten nicht für Werbezwecke herangezogen würden. Zudem würde auch nie ein Mensch diese Informationen sehen, all diese Checks erfolgen automatisiert.

Hintergrund

Wirklich überraschend darf all das aber ohnehin nicht kommen. Raten doch Experten seit Langem dazu, Ende-zu-Ende-verschlüsselte Messenger wie Signal für private Gespräche zu verwenden. Beim Facebook Messenger ist hingegen klar, dass der Hersteller mitlesen kann, ist dies doch auch für gewisse Funktionalitäten vonnöten. Das ist übrigens auch bei anderen nicht komplett verschlüsselten Messengern der Fall, auch wenn hier das Ausmaß der automatisierten Analyse der Inhalte zweifelsfrei variiert.

Insofern ist der Bericht auch eine Erinnerung daran, dass Konversationen in Messengern nur dann wirklich privat sind, wenn sie Ende-zu-Ende-verschlüsselt erfolgen. Wer hierfür nicht gleich auf Signal oder eine andere darauf spezialisierte App umsteigen will, kann dies auch beim Facebook Messenger über die sogenannten "Secret Conversations" erreichen. (red, 6.4.2018)