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Die Eizellen und Spermien für später aufheben: Junge Erwachsene, die krebskrank sind, riskieren durch Chemotherapie und Bestrahlung Unfruchtbarkeit. Mit Technologie lässt sich die Möglichkeit eines späteren Kinderwunsches verwirklichen.

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Fortschritt lässt sich manchmal auch über Umwege ablesen. Lange Zeit galt Krebs als unheilbare Erkrankung. Dem ist in vielen Fällen nicht mehr so: "Die Tatsache, dass wir heute im Rahmen einer Krebsbehandlung über eine spätere Fertilität nachdenken, zeigt schon, dass sich die Prognosen der Erkrankung verändert haben", sagt Christian Egarter von der Klinischen Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Med-Uni Wien.

Vor einer Behandlung wird am AKH auch die Frage der Fertilität erörtert. Konkret die Frage, ob Männer ihre Spermien einfrieren lassen sollen. "Das ist technisch ganz leicht zu bewerkstelligen", sagt Egarter, es fallen nur Lagerkosten an. Bei Frauen sei die Lage diffiziler, weil kostspieliger. Eine Eizellentnahme ist medizinisch aufwendig, auch Gewebetransplantation ist eine Möglichkeit.

Im europäischen Vergleich

"Junge Krebspatientinnen und -patienten sollen sich zu 100 Prozent auf die Heilung konzentrieren können", sagte die belgische Gesundheitsministerin Maggie De Block einer lokalen Zeitung. Seit einem Jahr müssen junge krebskranke Frauen und Männer in Belgien das Einfrieren von Eizellen, Sperma oder Hodengewebe nicht mehr selbst finanzieren. Die belgischen Krankenkassen übernehmen die Kosten für das sogenannte Onkofreezing, die in Belgien zwischen 1.300 und 3.400 Euro betragen.

In Deutschland müssen Patienten selbst dafür aufkommen. Doch die Kosten sind für die oft jungen Menschen, die noch in Ausbildung sind oder gerade in den Beruf starten, nahezu unerschwinglich. Jährlich erkranken 15.000 junge Frauen und Männer im Alter von 18 bis 39 Jahren in Deutschland neu an Krebs.

Keine einheitliche Regelung

In Österreich ist die Lage bisher nicht geregelt. "Teilweise finanzieren Spitäler, teilweise die Länder, teilweise wird alles gezahlt, teilweise nur ein Kostenbeitrag geleistet", kann Egarter berichten. Im AKH werden die Kosten vom Spitalsträger übernommen, "allerdings nur für hausinterne Patienten", schränkt er ein und bedauert, dass es bisher keine einheitliche Regelung dafür gibt.

"Die Kassen sperren sich bei Themen wie Kinderwunsch", weiß er und würde sich einen nationalen Vorstoß durch das Gesundheitsministerium erhoffen. Aus seiner Sicht treffen hier zwei Technologien aufeinander. Die In-vitro-Fertilisation ist ein gut etabliertes Verfahren, durch Fortschritte in der Krebstherapie ist der Kinderwunsch zu einem späteren Zeitpunkt eine realistische Option geworden. (pok, 12.4.2018)