Luxus ist relativ. Während die einen von der großzügigen Villa auf dem Land träumen, sehnen sich andere nach der totalen Reduktion der Wohnfläche – und damit auch des Krimskramses. Denn wo weniger Platz ist, staut sich weniger an. Wer das konsequent umsetzt, kann auf wenig mehr als 15 Quadratmetern wohnen. So lebt es die aus den USA kommende Tiny-House-Bewegung vor, die auch in Österreich immer mehr Anhänger findet.
Auf diese Klientel hat sich Theresa Steininger mit ihrem Unternehmen Wohnwagon spezialisiert, mit dem sie kleine mobile Häuser produziert – allerdings nicht für die ganz kleine Geldtasche. Ihr Wohnwagon "Susi" ist 15 Quadratmeter groß und kommt auf 54.000 Euro. Der größte Wohnwagon, "Fanni" genannt und 33 Quadratmeter groß, kostet 130.000 Euro.
Das sind Quadratmeterpreise von fast 4.000 Euro. "Was wir anbieten, ist kein Aussteigermodell, sondern etwas, was sich die Leute gönnen", sagt Steininger. Dazu gehört für viele auch ein wenig Luxus auf den paar Quadratmetern Wohnfläche.
Hochwertige Materialien
Etwa, wenn es um Ausstattungsdetails geht: "Weil sie kleiner bauen, legen viele unserer Kunden Wert auf hochwertige Materialien", berichtet Steininger. Daher würden Kunden oft nicht zu den billigen Ikea-Möbeln, sondern zu hochwertigen Hölzern und massiven Möbeln greifen, die multifunktional nutzbar sind.
Auch Spezialanfragen gebe es immer wieder: "Wir wurden auch schon gefragt, ob in einen Wohnwagon ein Klavier reinpasst", sagt Steininger und lacht. Tut es das? "Natürlich. Mittlerweile steht das Klavier schon." Immer wieder werde auch eine Badewanne für den Außenbereich gewünscht, auch das sei kein Problem. Im Internet finden sich auch Beispiele für besonders luxuriöse kleine Häuser aus der ganzen Welt, die mit Whirlpool, Smarthome-System und Riesenfernseher ausgestattet sind.
Bis jetzt, so Steininger, sei sie noch nie an einem Wunsch gescheitert – auch wenn bei manchem Begehren erst das dahinterliegende Bedürfnis erkundet werden müsse. Etwa wenn sich ein Kunde einen Tisch für acht Personen im Tiny House wünscht, um künftig Gäste empfangen zu können. Dafür finde sich vielleicht eine flexiblere und platzsparendere Lösung, meint Steininger, die seit der Unternehmensgründung im Jahr 2013 bereits 38 Stück ihrer Wohnwagons verkauft hat.
Platzsparende Häuschen
Das Mannheimer Unternehmen Raumwerk hat sich ebenso auf platzsparende Häuschen im Luxusbereich spezialisiert. Das "Kleinhaus Typ 1" bietet auf 36 Quadratmetern eine Wohnküche mit Kochinsel, ein Schlaf- und Arbeitszimmer und ein Bad mit begehbarer Dusche. Modell "Kleinhaus Typ 2" bietet auf zwei Geschoßen die doppelte Wohnfläche, sogar ein Balkon ist hier möglich.
Durchdachte Grundrisse O Damit sich die Bewohner nicht beengt fühlen, wird mit umlaufender Verglasung gearbeitet, berichtet Geschäftsführer Benedikt Muench im STANDARD-Gespräch. Außerdem seien der Grundriss und die Ausstattung sehr durchdacht und ließen so die Häuser größer wirken.
Auf Erfahrungsberichte von Bewohnern kann Muench aber noch nicht zurückgreifen: Bisher hat er noch kein Haus verkauft. Ein häufiges Problem: Oftmals würden die Interessenten an den Bauvorschriften scheitern oder kein passendes Grundstück finden.
Das Interesse aus dem In- und Ausland sei dennoch groß, auch aus Österreich, betont Muench, der bei den Kleinhäusern auf Markenprodukte und hochwertige Baumaterialien setzt. "Sonderwünsche gab es bisher bei Interessenten besonders hinsichtlich der Verwendung von möglichst chemiefreien Produkten, Farben, Klebstoffen und Dämmmaterialien."
Spezialisierte Anbieter
Keine Frage: Wer sich nach Wohnen auf wenig Platz sehnt, hat mittlerweile die Qual der Wahl bei darauf spezialisierten Anbietern. Der Steirer Mario Rampitsch hat sich aber ganz allein auf die Suche nach einer Alternative zu Einfamilienhaus und Eigentumswohnung gemacht. Der frühere Design- und Kommunikationsfachmann plante und baute für sich und seine kleine Familie ein mobiles Haus mit einer Wohnfläche von 30 Quadratmetern. Das dauerte ein Jahr. "Der persönliche ökonomische Veränderungsprozess hat aber viel länger gedauert", sagt Rampitsch.
Über den Bau seiner "Arche" hat Rampitsch jüngst ein Buch ("Eine Arche bauen. Ein mobiles und autarkes kleines Haus im Eigenbau") im Eigenverlag veröffentlicht, um damit anderen Menschen beim Bau zu helfen. Nun steht sein mobiles Haus, das er "Arche" nennt, auf seinem ersten Stellplatz in der Steiermark. Für wie lange? "Das entscheidet der Kosmos."
Freiheit als Luxus
Wer oder was auch immer diese Entscheidung trifft: In dieser Mobilität sehen viele den wahren Luxus der Tiny-Häuser. Denn oft können sie beim Umzug einfach mitgenommen werden. Viele wünschen sich ganz besondere Standorte, so Theresa Steininger, "etwa direkt am Starnberger See".
Auch Mario Rampitsch sucht diese Freiheit: "Wir hängen alle so an Mieten und Krediten fest", sagt er. "Wenn wir diesen Druck los sind, dann ist das Freiheit." (Franziska Zoidl, 13.5.2018)