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Einsatzkräfte an der Kreuzung Yonge Street und Finch Avenue East.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Cole Bursto

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Die Polizei sperrte die Gegend rund um den Vorfall ab.

Foto: AP/Nathan Denette

Toronto – Ein Lieferwagen ist in der kanadischen Großstadt Toronto in eine Gruppe von Fußgängern gefahren und hat dabei mehrere Menschen erfasst. Polizeiangaben zufolge wurden zehn Menschen getötet und 15 verletzt.

Der Fahrer habe das Auto vorsätzlich in die Menschenmenge gesteuert, sagte Polizeichef Mark Saunders. Die Tat bedrohe aber nicht "die nationale Sicherheit" Kanadas, erklärte der Minister für öffentliche Sicherheit, Ralph Goodale. Der mutmaßliche Täter soll am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Fahrer festgenommen

Der Fahrer hatte zunächst die Flucht ergriffen, wurde kurze Zeit später aber festgenommen. Es handelt sich um den 25-jährigen Alek Minassian, der aus dem Norden Torontos stammt. Er sei nicht polizeibekannt, sein Motiv werde noch ermittelt.

Die Sender NBC und CTV berichteten unter Berufung auf Strafverfolger und Sicherheitskreise, dass der Täter vermutlich geistig verwirrt sei. Bekannte beschrieben ihn als Einzelgänger, der soziale Kontakte mied. Weitere Verdächtige gebe es nicht.

Im Internet kursiert ein Video eines Augenzeugen, das Berichten zufolge die Festnahme des Mannes zeigt. Darin ist zu sehen, wie ein Mann vor einer völlig demolierten Motorhaube eines weißen Lieferwagens steht und mit einem Gegenstand auf einen Polizisten zielt. Dabei gestikuliert er, als würde er schießen, und ruft "Töte mich!" sowie "Schieß mir in den Kopf!". Mit gezückter Waffe nähert sich der Polizist langsam dem Angreifer und fordert ihn mehrfach auf, sich hinzulegen. Schüsse fallen in dem Video nicht. Die Polizei bestätigte zunächst nicht, dass Minassian in dem Video zu sehen ist.

Der Fahrer wurde festgenommen.

Polizeichef Saunders lobte den Beamten, der Minassian überwältigt hatte. "Aufgrund seines Trainings hat der Polizist fantastische Arbeit geleistet", zitierte ihn der Sender CNN. Bei der Festnahme habe der Polizist die Lage schnell begriffen und so eine "friedliche Lösung" erreicht. "Die Polizisten hier lernen, so wenig Gewalt wie möglich anzuwenden." Saunders zufolge hatte der Angreifer keine Schusswaffe bei sich. Welchen Gegenstadt er bei seiner Festnahme in der Hand hielt, werde noch untersucht.

Bürgermeister John Tory sprach den Bürgern Mut zu. "Die Stadt ist momentan in sicheren Händen", sagte Tory. Er bat Anrainer, nach Hause zu gehen und Ruhe zu bewahren. "Es ist eine Zeit, in der wir so ruhig wie nur möglich sein sollten."

60 bis 70 Stundenkilometer

Der Vorfall ereignete sich laut Polizei an einer großen Kreuzung im Stadtteil North York um 13.27 Uhr (19.27 Uhr MESZ). Die Gegend ist tagsüber belebt, dort liegen zahlreiche Geschäfte und Restaurants. Der weiße Transporter – laut Augenzeugen und der Aufschrift nach ein Mietwagen – war mit 60 bis 70 Stundenkilometern über rund 15 Straßenblocks hinweg immer wieder zwischen Straße und Gehweg gewechselt und erfasste dabei zahlreiche Fußgänger. Die Polizei sperrte die Gegend ab, auch der U-Bahn-Verkehr wurde unterbrochen. Das Auto stand nach dem Vorfall mit zerbeulter Motorhaube auf dem Gehsteig.

"Er hat die Leben so vieler Menschen zerstört", sagte Alex Shaker dem Sender CTV. "Alles, was ihm in den Weg kam." Auch jemand mit einem Kinderwagen sei vom Auto erfasst worden. "Es waren so viele Körper", sagte Augenzeugin Carol Roberts. Sie habe "viele Menschen leblos am Boden" liegen gesehen. Die Opfer seien noch auf der Straße behandelt worden, sagte eine Sprecherin der Rettungskräfte.

Untersuchung eingeleitet

Ministerpräsident Justin Trudeau sagte, dass die Behörden den Vorfall untersuchen. Weitere Informationen sollten so schnell wie möglich bekanntgegeben werden. "Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen", so Trudeau.

Die zuvor geltende mittlere Terrorwarnstufe in Toronto bleibe unverändert, sagte Minister Goodale. Für eine erhöhte Terrorgefahr gebe es keine Hinweise. Am Sonntag und Montag hatten sich in Toronto die Außenminister der G7-Staaten versammelt, um über Konflikte in Syrien und der Ukraine und andere Themen zu diskutieren. Ihr Treffpunkt lag laut Medienberichten allerdings rund 30 Kilometer vom Tatort entfernt.

Terroranschläge in Kanada sind selten. Im Oktober 2014 war ein Soldat in Québec beim Angriff eines Islamisten überfahren und getötet worden. Im vergangenen Oktober fuhr ein Mann einen Polizisten in der Stadt Edmonton an und attackierte ihn mit einem Messer, bevor er mit seinem Auto in eine Menschenmenge raste und vier weitere Menschen verletzte. (red, APA, 23.4.2018)