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Der "Wolfsgruß" (abgebildet) ist das Erkennungszeichen der Grauen Wölfe.

Foto: AP/Lefteris Pitarakis

Wien – Laut einer Recherche der Wiener Wochenzeitung "Falter" werden Kinder in mehreren Moscheen in Österreich mit den Wertvorstellungen der rechtsextremen Grauen Wölfe indoktriniert. Der nationalistischen türkischen Bewegung gelten Juden, Homosexuelle, Kurden und Aleviten als Feindbilder. Die Partei MHP fungiert als ihr parlamentarischer Ableger in der Türkei.

Auch Verein Atib unter Druck

Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass Kinder in einer Moschee im 20. Wiener Gemeindebezirk in Tarnuniformen exerzieren mussten. Bilder zeigen, wie die Kinder eine blutige Schlacht nachspielen mussten.

Es soll sich um die Nachstellung der Schlacht von Çanakkale (im Deutschen als Schlacht von Gallipoli bekannt) gehandelt haben – eines Gemetzels, das die Türken im Ersten Weltkrieg gewonnen hatten. Die betreffende Moschee untersteht dem Verein Atib, der wiederum als verlängerter Arm der türkischen Regierungspartei AKP von Tayyip Erdoğan gilt. Die Bundesregierung prüft nun die Auflösung des Vereins.

Fotos von Kindern mit Wolfsgruß

Nun steht neben Atib auch die Türkische Föderation in der Kritik, die hierzulande mehrere Moscheen betreibt. Bei ihr soll nicht nur Theologie im Vordergrund stehen. Laut "Falter" gibt es aus einem ihrer Moscheegebäude in Salzburg Aufnahmen von Kindern, die vor einer Wolfsfahne um einen Tisch sitzen.

Doch nicht nur in Salzburg existieren solche Aufnahmen, auch in Wien, Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich soll es in Räumen der Föderation zu Agitationen für das Weltbild der Grauen Wölfe gekommen sein. Etwa im Café Göktürk in der Märzstraße in Wien, wo der Cafébetreiber mit 14 Burschen in Wolfsgruß-Manier posiert.

Der Historiker Heiko Heinisch, der zu Wiener Moscheen forscht, vergleicht im Bericht des "Falter" die desintegrativen Tendenzen in Moscheen mit der rechtsextremen Identitären Bewegung: "Auch die will ja keine Integration der 'Anderen'", wird Heinisch zitiert.

Vorarlbergs Sicherheits- und Integrationslandesrat Christian Gantner (VP), durch Medienberichte aufgerüttelt, will die Situation in Vorarlberg "genau beobachten". Bilder zeigen Kinder und Erwachsene, die in einer Harder Moschee den Wolfsgruß machen. Er habe einen Lokalaugenschein in der Moschee gemacht, schreibt Gantner in einer Aussendung. Der Wolfsgruß sei zwar strafrechtlich nicht relevant, wirke aber provozierend, ließ der Neo-Landesrat die Moschee-Verantwortlichen wissen. Man habe sich darauf geeinigt, auf den "Wolfgruß" in der Öffentlichkeit zu verzichten. Die Grünen, mit der Volkspartei in einer Regierungskoalition, wollen eine Aussprache zwischen Landesregierung und Vertretern der Moscheevereine und der türkisch-nationalistischen Vereine. Landtagsabgeordnete Vahide Aydin: "Wer glaubt, unter dem Schutz der Religionsfreiheit militaristische, nationalistische oder verfassungswidrige Praktiken – noch dazu mit Kindern – ausüben zu können, dem sei gesagt, dass derartiges in Österreich nicht hingenommen wird. Wer Moscheen dafür missbraucht muss mit Konsequenzen rechnen." Aydin geht davon aus, " dass der Verfassungsschutz seine Aufgabe wahrnimmt, diese Vereine überprüft, und bei Verfassungswidrigkeit entsprechende Konsequenzen zieht". (red, 24.4.2018)