Zum Land hin sind die schwimmenden Häuser verschlossen, zum Wasser hin sehr offen gestaltet.

Foto: Wolfgang Kunasz-Herzig

Wohnen in Wassernähe ist begehrt, das zeigt die Vielzahl an Projekten, die an vielen stehenden und fließenden Gewässern in Österreich aktuell aus dem Boden schießen. Wohnen direkt auf dem Wasser, so wie das in den Niederlanden in Hausbooten nicht unüblich ist, ist hierzulande aber noch neu. "Bisher hat sich professionell in Österreich noch niemand drübergetraut", berichtet ÖSW-Vorstand Wolfgang Wahlmüller. Vor fünf Jahren habe sein Unternehmen begonnen, sich damit auseinanderzusetzen.

Das Resultat ist das Pilotprojekt "Waterside Living" im Linzer Winterhafen, in dem seit einigen Monaten vier Häuser schwimmen, die ganzjährig bewohnt werden können. Sie bieten eine Wohnfläche von 111 Quadratmetern auf zwei Ebenen und große Terrassenflächen. Eines der Häuser ist bereits vermietet, bei zwei weiteren befinde man sich in Verhandlung, so Wahlmüller. Das vierte soll unbewohnt bleiben, damit es besichtigt werden kann. Die All-inclusive-Miete für ein Haus liegt bei 2000 Euro im Monat.

"Es war eine schwere Geburt", sagt Architekt Dietmar Kraus, der die Häuser mithilfe seines Kollegen Heinz Lutter geplant hat, über den Prozess – wobei die Schwierigkeiten nicht hauptsächlich technischer, sondern rechtlicher Natur gewesen seien: "Bei einer Immobilie am Wasser kommen auch Naturschutz und Wasserrechte ins Spiel."

Platz für Boot und Auto

In Linz sei mit der Via Donau eine Regelung gefunden, die Stadt sei dem Projekt sehr offen gegenübergestanden, sagt Wahlmüller. Wer ein Boot hat, kann damit nun direkt vor seinem schwimmenden Häuschen anlegen, wer lieber auf der Straße unterwegs ist, dem steht ein Tiefgaragenparkplatz in der Nähe zur Verfügung.

Die Hausboote werden von der List smart results GmbH in Niederösterreich vorgefertigt und in mehreren Teilen angeliefert. Sie bestehen aus speziellen Massivholzplatten, sogenanntem Cross Laminated Timber. Auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaikanlage, außerdem gibt es einen Batterieheimspeicher von Kreisel.

Energetisch werde ein Niedrigenergiestandard erreicht, so Kraus. Die Häuser stehen auf einem 130 Tonnen schweren und fest verankerten Stahlbetonponton, der als Schwimmkörper fungiert. Dadurch würden sie nicht schwanken, meint Kraus. "Aber jemand, der leicht seekrank wird, will so ohnehin nicht wohnen."

Drei bis vier Monate dauert laut Wahlmüller die Anfertigung. Die Arbeiten vor Ort, etwa die Errichtung von Kanal- und Wasseranschlüssen, dauere dann noch eine Woche. Der große Vorteil der Wohnform ist für Architekt und Bauträger, dass ein Ortswechsel einfach möglich ist – nämlich indem das Zuhause entweder verschifft oder abgebaut und anderswo wieder aufgebaut wird.

Eigentum statt Miete

In Österreich würden sich Kunden wünschen, dass das Zuhause auf dem Wasser eher an ein Haus als ein Boot erinnert, erklärt Architekt Kraus. Auch Intimität und Verschlossenheit zum Land, aber Offenheit zum Wasser seien sehr wichtig. Terrassen seien außerdem ein "Must-have". Entstanden sei daher ein Haus, das schwimmt – und kein Hausboot. Dafür sei in die Gebäudeform der Schiffscharakter eingeflossen.

Derzeit werden laut Wahlmüller weitere Standorte an stehenden und fließenden Gewässern in Österreich sondiert. Wenn alles nach Plan läuft, dann sollen noch heuer weitere Projekte an zwei neuen Standorten in die Umsetzung gehen.

Allerdings mit einer Änderung: Die Hausboote werden künftig im Eigentum angeboten, die Nachfrage sei diesbezüglich groß, so Wahlmüller. "Preislich bewegen wir uns in einer ähnlichen Kategorie wie bei einem kleinen Einfamilienhaus." Statt einem Grundbucheintrag gibt es das Binnenschiffsregister, für den Anlegeplatz ist eine Pacht zu zahlen.

Dietmar Kraus sieht für seine Häuser noch eine weitere Verwendung: "Das ist eine interessante Sache für Gemeinden, die mit Hochwasser Probleme haben." Die Donau ist für den Architekten der internationalste Fluss der Welt, der ein Wohnen direkt auf dem Wasser, aber doch im urbanen Raum ermöglicht. "Und das ist bei dieser Wohnform der größte Wert." (Franziska Zoidl, 29.4.2018)