Über die Autorin: Seitdem sie 18 Jahre alt ist, fährt Daniela Rom Auto. Dabei hört sie nicht nur gerne laut Musik, sondern flucht sich auch durch den Verkehr, wenn es sein muss. Warum auch nicht, es hört sie ja keiner. Außer vielleicht der Beifahrer.
Foto: Guido Gluschitsch

Mein Auto steht die meiste Zeit einfach nur vor der Haustür. Es steht da und wartet darauf, dass ich endlich mit ihm wegfahre. Es sieht mir zu, wie ich aus der Haustür komme, mit einem schnellen Kontrollblick, ob eh keiner in der Nacht eine Bierdose darauf abgestellt oder beim Ausparken die Nummerntafel geschnupft hat. Und dann gehe ich doch in die andere Richtung zur Straßenbahn.

Dabei fahre ich für mein Leben gerne Auto. Seit ich meinen Führerschein in Händen hielt, bin ich gefahren. Rund um den Millstätter See oder auf den Kahlenberg. Ans Meer, quer durch Österreich auf dem Weg zur Familie, auf Berge. In die Arbeit. Die Musik immer laut aufgedreht, oder in Gesellschaft mit weniger lauter Musik, aber dafür mit viel Zeit für lange Gespräche.

Unlogisches Carsharing

In einer Stadt wie Wien ein eigenes Auto zu besitzen ist manchmal eine eigenartige Sache. Man hat es – aber so richtig brauchen tut man es nicht. Die meisten Wege innerhalb der Stadt lassen sich mit den Öffis besser bewerkstelligen. In die Arbeit könnte ich mit dem Auto nur dann fahren, wenn ich mir entweder einen relativ teuren Stellplatz in einer Parkgarage leiste oder die Stadt Wien regelmäßig mit Strafzetteln finanziere. Deshalb bleibt mein Auto unter der Woche fast immer unangetastet. Wenn nötig, muss eher ein Carsharing-Auto herhalten. Klingt unlogisch, ist aber immer noch billiger, als Parkscheine oder Parkgaragen zu bezahlen, oder ewig nach einem Parkplatz zu suchen.

Die meiste Zeit steht mein Auto also vor der Haustür, und verbraucht Platz. Seitdem die Parkerei in meinem Bezirk mit einem Parkpickerl geregelt wird, kurve ich nicht nicht mehr eine Dreiviertelstunde lang in der Gegend herum auf der Suche nach einem der wertvollen Stellplätze. Anfangs habe ich in meiner Straße die leeren Parkplätze gezählt, um 6 Uhr 30, um 15 Uhr, um 21 Uhr, je nachdem wann ich aus dem Haus ging oder heimkam. Von 0-1 freien Plätzen änderte sich das mit dem Pickerl auf 5-15. Nur in meiner Straße, und die ist nicht lang.

Luxus oder Menschenrecht?

Autos verbrauchen nun mal viel Platz im Stadtbild. So gut wie jede Straße in Wien ist auch ein Parkplatz. Irgendwo müssen sie ja stehen, unsere Autos, die großen wie die kleinen, die schönen wie die schirchen, jene, die täglich gefahren werden, genauso wie jene, die nur am Sonntag in Betrieb genommen werden. Warum also nicht zahlen dafür? Doch so einfach ist das nicht, es ist ein hochemotionales Thema, wenn es um die Frage der Parkpickerln geht: Ist Parken ein Menschenrecht? Oder ein Luxus, der halt auch was kostet? In den Standard-Foren geht's bei dem Thema regelmäßig rund.

Warum also doch ein eigenes Auto, wenn es Geld kostet, selbst wenn es mehr herumsteht als wirklich gefahren wird? Wenn es leistbar ist, dann gibt es einen Vorteil, den nur ein eigenes Auto bietet: Es ist immer verfügbar, unmittelbar, räumlich wie zeitlich. Wenn ich morgens aus der Haustür komme und es mir doch anders überlege, dann brauche ich den Autoschlüssel und ein wenig Sprit im Tank – und schon kann's losgehen, egal ob zum Supermarkt oder ans Meer.

Autolust oder Autofrust? Manchmal ist die Antwort auf diese Frage keine einfache.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Sachliche Liebe

Wer so wie ich in der Provinz aufgewachsen ist, kennt neben der Freiheit, die ein Auto verspricht, auch die Notwendigkeit, die ein Auto manchmal ist. Während Großstädter nämlich noch darüber nachdenken, ob sie das Auto oder die Bim nehmen, ist es auf dem Land oder in der Kleinstadt keine Frage. Busse fahren nicht alle sieben Minuten in alle Richtungen. Je kleiner das Dorf, je abgelegener die Siedlung, desto eher ist man hier auf ein Auto angewiesen, schon allein, um in die Arbeit oder zum Kindergarten oder ins Einkaufszentrum zu kommen.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist meine Beziehung zu Autos eine eher sachliche. Es ist "mein Auto", aber es hat keine Kosenamen, auch die Marke oder Farbe tut nichts zur Sache. Ich streichle mein Auto nicht, nur manchmal, wenn wir es vollbepackt nicht gescheit bergauf schaffen, dann rede ich ihm gut zu. Ohne kann ich es mir aber auch nicht vorstellen. Und deswegen steht mein Auto vor der Haustür und wartet darauf, dass wir rausfahren.

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Wie sieht es mit Ihrer Beziehung zum Auto aus? Beantworten Sie doch unseren Fragebogen, damit wir uns ein Bild machen können, wie die Österreicherinnen und Österreicher zu ihren Autos stehen.

(6.5.2018)