Walter hat nach der Trennung von seiner Partnerin das Aufenthaltsrecht für seinen achtjährigen Sohn Ben zugesprochen bekommen. Für Walter war es eine Umstellung, dass er nach der Arbeit sofort nach Hause gehen muss, damit er abends für seinen Sohn da sein kann. Langsam hat er gelernt, seinen Job, die Erziehung und den Haushalt unter einen Hut zu bringen. Immer wieder bringt ihn das an die Grenzen seiner Belastbarkeit, wenn zum Beispiel Ben krank ist oder er beruflich unterwegs sein muss. Zum Glück gibt es ein Umfeld, das ihn bei dringenden Notfällen in der Versorgung seines Kindes unterstützt.

Sein Leben mit Kindern hat Manuel sich doch ein wenig anders – und vor allem entspannter – vorgestellt. Neben seinem Job, der allein schon ziemlich stressig ist, sind es auch die finanziellen Sorgen, die ihm zusetzen. Das Haus, das tägliche Leben und die Kinder kosten viel Geld. Da seine Frau Katharina sich noch in Karenz befindet, trägt Manuel fast gänzlich die gemeinsame finanzielle Last. Dem nicht genug, fordert Katharina jeden Abend Manuels Unterstützung bei der Abendroutine ein. Dass er den ganzen Tag gearbeitet hat und müde ist, interessiert aber seine Frau und seine drei Kinder wenig. Manchmal wünscht er sich insgeheim wieder, allein leben zu können und seine Ruhe von alldem zu haben.

Ganz anders Erik. Er möchte gerne mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen, und seine Diensteinteilung würde das auch ermöglichen, doch seine Frau Doris ist, seit ihre beiden gemeinsamen Kinder geboren sind, mit aller Hingabe Mutter. Sie sagt es Erik nicht, aber eigentlich traut sie ihm nicht zu, mit den beiden Kindern allein zurechtzukommen. So macht Doris es ihm unmöglich, mit seinen Kleinen allein etwas zu unternehmen oder mit ihnen einfach allein Zeit zu verbringen. Sie überwacht jeden Schritt, den er mit den Kindern macht.

Vaterschaft bedeutet auch heute noch zum großen Teil finanziell für die Familie sorgen zu müssen und deswegen weniger Zeit mit den Kindern verbringen zu können.
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Im letzten Blogbeitrag haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie anstrengend es sein kann, Mutter zu sein. Wir haben beschrieben, wie viel Kraft es kostet, alles unter einen Hut zu bringen und dabei selbst nicht unterzugehen. Wir wollten beschreiben, dass auch die beste Mutter manchmal Hilfe braucht, um alle Anforderungen zu schaffen, die an sie gestellt werden.

Vielen Vätern geht es sehr ähnlich

Selbstverständlich wollen wir es nicht verabsäumen, den Versuch zu wagen, das Leben mit Kindern auch aus der Sicht von Vätern zu betrachten, denn ihnen geht es ähnlich. In vielen Situationen sind sie es, die genauso gefordert sind, einen wahren Balanceakt zu vollführen, um Familie, Beruf, ihre Freunde und sich selbst in Einklang zu bringen.

Einerseits ist es weitgehend immer noch so, dass es in den meisten Familien den Vätern obliegt – zum großen Teil oder gänzlich –, den finanziellen Unterhalt für die Familie zu bestreiten. Zumindest so lange, bis die Frau aus der Karenz wieder in ihren Job zurückkehren kann. Andererseits ist es aber auch so, dass Männer immer mehr das Recht in Anspruch nehmen möchten, präsenter im Leben der Kinder zu sein. Immer mehr Eltern entscheiden sich, die Karenzzeit aufzuteilen und damit für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Väter in Karenz – unterschiedliche Erwartungen

Wenn die Familie sich gemeinsam für die Väterkarenz entscheidet, kann es durchaus sein, dass sich dies auch auf die finanzielle Situation auswirkt. Ganz sicher aber wirkt sich die Karenzzeit des Mannes darauf aus, welche Erwartungen auf einmal an ihn gestellt werden. So kann es sein, dass der Mann vor Herausforderungen und Aufgaben gestellt wird, die er in diesem Ausmaß vielleicht noch nicht bewältigen musste. Wahrscheinlich ändern sich die Aufteilung des Haushaltes und die Zuständigkeiten für das Familienleben. Dies kann mitunter auch zu Spannungen und Auseinandersetzungen führen, die so noch nie geführt worden sind. Wahrscheinlich treffen unterschiedliche Erwartungen aufeinander, die ausgesprochen oder nicht, zur Veränderung im gemeinsamen Leben führen.

Alles ändert sich

Nicht nur, dass sich nach der Geburt eines Kindes die Familie und die Beziehungen untereinander verändern, so bleibt mit jedem Kind auch immer weniger Zeit für sich als Paar. Meist erleben Männer, dass sich erstmals alles um das Neugeborene dreht und deshalb für eine Paarbeziehung viel weniger Zeit und Energie bleibt. Nicht wenige Väter fühlen sich ausgeschlossen oder wie das fünfte Rad am Wagen. Sie vermissen die Zweisamkeit, Sexualität und die Exklusivität, die sie ohne Kind hatten.

Unterschiedliche Rollenzuschreibungen

Ist das Kind erstmals da und hat sich die anfängliche Veränderung wieder eingespielt, passiert es leicht, dass Mütter und Väter einander unterschiedliche Rollen zuschreiben. Zeitweise kann es passieren, dass dem Vater durch seine geringere Anwesenheit eine Art Exklusivität zugedacht wird.

Sätze wie "Wenn ich das dem Papa erzähle, dann wirst du was erleben" oder "Wenn du jetzt nicht brav bist, dann erzähle ich es dem Papa" sind durchaus immer noch in manchen Familien Alltag. Hier wird dem Mann unter anderem zugesprochen, für Negatives und Grenzensetzen zuständig zu sein. Dies ist keine Aufgabe, die nur einem Elternteil exklusiv zusteht. Grenzen und Konsequenzen sind genauso wie Freude und Spaß beiden Elternteilen zugedacht.

So kann es sein, dass Väter oftmals in dem Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Mutter, der Kinder und den eigenen Wünschen leben und letztlich dafür verantwortlich gemacht werden, dass sie zu wenig zum erfüllenden, harmonischen und liebevollen Familienleben beitragen, sie sich zu wenig Zeit für die Familie nehmen und ihnen zum Vorwurf gemacht wird, dass sie sich die Rosinen aus dem Kuchen picken und sich nur für den Spaß, die Freude, Jux und Tollerei zuständig fühlen.

Auch wenn diese klischeehaften Bilder von Frau und Mann in der heutigen Gesellschaft nicht mehr so vorherrschend sind und einem ständigen Wandel unterliegen, ist es schön, wenn Kinder das unterschiedliche Herangehen an den Alltag durch Mutter und Vater erleben. Dadurch kommt dem Vater eine genauso wichtige Rolle und Vorbildfunktion zu.

Wie erleben Sie Ihr Vater-Sein?

Wie erleben Sie die Unterschiedlichkeit in Ihrer Paarbeziehung? Was unterscheidet Sie von Ihrer Partnerin im Umgang mit den Kindern? Welche Erwartungshaltungen gibt es an Sie als Vater? Posten Sie Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 4.5.2018)