Der siegreiche Entwurf von project A01 architects sieht im Turm und im angrenzenden Flachbau insgesamt 660 Wohnungen vor.

Rendering: www.projecta01.com

Wien – Eigentlich hätte der Wohnturm nach den ursprünglichen Projektplänen schon 2016 fertig errichtet sein sollen. Doch am Standort bei der Wiener Reichsbrücke im Uferbereich der Neuen Donau befindet sich stattdessen immer noch ein seit Jahren verfallendes und längst ausgehöhltes Gebäude, das zuletzt unter anderem als Kino genutzt wurde. Davon, dass sich die unbefriedigende Situation in nächster Zeit ändert, ist nicht auszugehen.

Das "Danube Flats" genannte Projekt der S+B-Gruppe und der Soravia Group wäre mit rund 167 Metern das höchste Wohnhochhaus Wiens und auch Österreichs. Die Eckdaten des heftig umstrittenen Vorhabens sind beeindruckend: Immerhin sollen in bester Lage am Wasser auf 47 Geschoßen rund 550 frei finanzierte Wohnungen, 70 Serviced Apartments für die betuchte Klientel sowie 40 Sozialwohnungen entstehen.

Pläne bereits 2012 präsentiert

Die Turm-Pläne wurden bereits im September 2012 nach einem Architekturwettbewerb präsentiert. Die Baueinreichung erfolgte im Juli 2016. Mittlerweile liegen für das Hochhaus samt einem angrenzenden achtstöckigen Flachbau die Baugenehmigungen vor. Diese sind aber nicht rechtskräftig – weil es laut Baupolizei (MA 37) "eine große Anzahl von Beschwerden" gibt, wie Leiter Gerhard Cech dem STANDARD sagte. Konkret haben vor allem Bewohner des benachbarten Harry-Seidler-Tower Beschwerden eingelegt.

Die Themen bewegen sich laut Cech "von der verminderten Aussicht auf die Stadt von diesem Gebäude", was allerdings kein Anrainerrecht im Sinne der Bauordnung für Wien ist, "bis zu Fragen der Verstärkung der Windbelastung durch die Nähe der beiden Gebäude". Der Seidler-Tower, offiziell Hochhaus Neue Donau, ist exklusive aufgesetzter Turmspitze 120 Meter hoch.

Verdacht einer Gefälligkeitswidmung

Gegen die Danube Flats mobilisiert hatte auch die FPÖ, die vom Verdacht einer Gefälligkeitswidmung sprach. Die Umwidmung wurde 2015 im Gemeinderat beschlossen. Davor waren als Bebauungshöhe nur 26 Meter zulässig. Rot-Grün verpflichtete die Bauwerber im Gegenzug mittels städtebaulicher Verträge zu Investitionen in die soziale Infrastruktur.

Erster Verhandlungstag am 28. Mai

Das Verfahren liegt seit einigen Wochen beim Verwaltungsgericht Wien. Ein erster Verhandlungstag wurde nach STANDARD-Informationen für 28. Mai anberaumt. An diesem Tag wird es aber "höchstwahrscheinlich keine Entscheidung geben", wie eine Sprecherin des Gerichts sagte. Das Verwaltungsgericht stellt sich auf eine längere Verfahrensdauer ein. Der erste Gerichtstag werde wohl zur Planung des Verfahrens genützt: Hier soll geklärt werden, ob aufgrund der Einsprüche noch aufwendige Sachverständigengutachten erstellt werden müssen.

Auf der Homepage von Soravia wird bei den Danube Flats zwar noch von einem Fertigstellungstermin von 2020 ausgegangen. Dieser ist aber nicht zu halten. Mit der Verzögerung bei der rechtskräftigen Baugenehmigung rutscht auch der Beginn der Abbrucharbeiten des Bürogebäudes weiter nach hinten. Zuletzt ging eine Soravia-Sprecherin davon aus, dass diese Mitte des Jahres starten können. "Die Arbeiten sollen Ende 2018 abgeschlossen werden", hieß es zum STANDARD. Dieser Zeitplan ist nur realistisch, sollte das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht schneller als geplant über die Bühne gehen.

Auch Heumarkt-Turm in der Kritik

Die Danube Flats sind nicht das einzige Hochhausprojekt in Wien, dem heftiger Gegenwind entgegenbläst. Am Heumarkt ist ein 66-Meter-Wohnturm geplant, der den Unesco-Welterbestatus Wiens bedroht. Beim Franz-Josefs-Bahnhof sprachen sich Anrainer und Bezirk gegen ein mögliches Hochhaus mit einer Maximalhöhe von 126 Metern aus. Der Sieger des Architekturwettbewerbs soll aber erst im Mai präsentiert werden.

Andere Wohnturm-Projekte haben es einfacher: Bei den jeweils mehr als 100 Meter hohen Drillingstürmen "Triiiple" am Donaukanal – auf dem Areal des ehemaligen Zollamts – ist der Baustart für zwei Türme bereits im Herbst 2017 erfolgt. Geplant sind zunächst 500 frei finanzierte Wohnungen sowie 670 Mikro-Apartments in Turm 3. (David Krutzler, 4.5.2018)