Philipp Hochmair spricht im "Serienreif"-Podcast über seinen Serienfavoriten "The Affair".

Foto/Logo: ORF / Fatih Aydogdu / Michaela Köck

Philipp Hochmairs Lieblingsserie? Vorstadtweiber – natürlich. Da spielt er selbst mit, und zwar einen von vielen windigen Typen, konkret den Schnitzler – Machtmensch, Weiberheld, schmierig, charmant, kurz ein echter Wiener, der ständig untergeht. So geht das seit drei Jahren, Hochmair ist seit Anfang Überzeugungstäter: "Ich glaube aus tiefstem Herzen an die Serie und würde mich freuen, wenn das noch lange weitergeht."

Die liebste "Privatmensch-Serie" des 44-jährigen Wieners ist The Affair. Darin geht es um eine Amour fou zwischen einem Mann und einer Frau, beide verheiratet, er Vater von vier Kindern, sie Mutter und um ihr verstorbenes Kind trauernd. Jede Folge wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal aus der des Mannes, dann aus jener der Frau.

Philipp Hochmair spricht im "Serienreif"-Podcast von derStandard.at über seinen Serienfavoriten: "The Affair".

"Dieser Perspektivwechsel gibt mir als Zuschauer, als Schauspieler, als künstlerisch denkender Mensch ganz viel Kraft, Energie, Neuheit. Raum", schwärmt Hochmair. Abrufbar ist The Affair auf Amazon, drei Staffeln sind draußen, die vierte geht am 17. Juni online.

Dominic West (The Wire) und Ruth Wilson (Luther) spielen die Hauptrollen. Sarah Treem und Hagai Levi kreierten dieses sehr spezielle Beziehungsdrama für den US-Sender Showtime.

"Wie bei all diesen Serien gefällt mir am besten, wie sich dieses Universum vorstellt", sagt Hochmair. "Es wird so glaubwürdig dargestellt, dass ich wirklich in diese Dimension hineinkippe. In den Anfangsphasen kann ich als Filmschaffender diese Schritte noch bewusster miterleben. Danach kann ich miterleben, wie mich diese Leute gängeln, provozieren, mich absichtlich in die Falle locken."

Dominic West und Ruth Wilson in der Showtime-Serie "The Affair".
Foto: Showtime

Jede Staffel folgt einem Erzählmodus: In der ersten Saison geht es um die Affäre zwischen Noah (West) und Alison (Wil- son) aus der Perspektive der Betrügenden. Staffel zwei zeigt, wie die betrogenen Eheleute (Maura Tierney, Joshua Jackson) mit dem Ehebruch umgehen. Danach folgen ein Zeitsprung und Auswirkungen der Affäre und der Mordprozess, der dahintersteht.

Wie wird eine Affäre eine Affäre? Im Fall von Noah und Alison spielen mehrere Faktoren mit: familiäre Routine, mäßiger beruflicher Erfolg, eine chaotische Situation im Urlaub – und dann sie, am Klo im Restaurant, weinend. Warum? Weil auch sie ihre Geschichte hat – und weiter haben wird, nämlich mit ihm. "Ich bin Noah, übrigens" – "Ich bin Alice", so fängt es an.

Trailer zur 4. Staffel von "The Affair".
The Affair

Zu seinen Serien kommt Hochmair "ähnlich wie am Suchtgiftmarkt. Da trifft man sich in einer finsteren Ecke, einer sagt: Schau dir mal das an, man zögert am Anfang: Ja, was wird das wohl sein, klingt bissi komisch, mag ich das – und auf einmal schnappt eine Falle zu, und man kommt nicht mehr heraus", beschreibt er den Verfallsprozess des typischen Serienjunkies: "The Affair hat mich wahnsinnig aufgeregt."

Trickreiche Zugänge faszinieren Hochmair, das beweist er mit Interpretationen von Werther! seit vielen Jahren. Soeben kehrte er mit einer neuen Version des Jedermann zurück ans Wiener Burgtheater. Spaß hatte der Schauspieler auf jeden Fall in Blind ermittelt. Dort spielt Hochmair am Samstag (20.15 Uhr, ORF 1 und ARD) einen blinden Kommissar, der nach einem Anschlag Frau und Sehkraft verliert, wonach er zunächst Selbstmord begehen möchte und sich dann gemeinsam mit einem Taxifahrer (Andreas Guenther) inmitten eines Komplotts wiederfindet.

Zum Anhören: Das Interview mit Jano Ben Chabaane, Regisseur von "Blind ermittelt".

In seiner Rolle sieht sich Philipp Hochmair von The Affair inspiriert: "Der ehemalige Ermittler, der unter Depressionen leidet, will nicht mehr leben, und der Taxifahrer, der ihn zum Selbstmord führt, rettet ihm das Leben, und die beiden werden nolens volens zu einem Team. Da kann man sicher von Quellen wie The Affair lernen." Motto: Wir haben alle unsere Geschichten. (Doris Priesching, 5.5.2018)