Ein Glas Rotwein pro Tag schmeckt auch der Prostata. Das zeigte zumindest eine Meta-Analyse der Med-Uni Wien.

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Wien – Prostatakrebs zählt in den westlichen Industrienationen zur häufigsten aller Krebsarten. 15 bis 20 Prozent der Männer sind irgendwann in ihrem Leben davon betroffen, 2,6 Prozent sterben an Prostatakrebs. Umgerechnet auf Österreich bedeutet das 1.000 Todesfälle pro Jahr.

Neben genetischen sind auch umweltbedingte Risikofaktoren an der Entstehung von Prostatakrebs beteiligt. So erhöhen etwa Rauchen oder starker Zuckerkonsum die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Nun hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der Med-Uni Wien, in einer Meta-Analyse den Risikofaktor "Weinkonsum" untersucht.

Das Ergebnis überraschte auch die Wissenschafter: Moderater Weinkonsum erhöht das Risiko nicht markant. Im Gegenteil: In Maßen genossen hat Rotwein sogar einen leicht protektiven Effekt. "Moderat" bedeutet, so Shariat, etwa ein Glas pro Tag. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass das Risiko nicht signifikant erhöht wird, sofern man auch die anderen Risikofaktoren berücksichtigt und nicht raucht oder nicht zu viel Zucker zu sich nimmt.

Die Rolle von Polyphenolen

In der retrospektiven Untersuchung von 17 Studien mit rund 611.000 Patienten konnte gezeigt werden, dass moderater Rotweinkonsum einen leicht-protektiven Effekt hat. "Rotwein verringerte das Risiko, ein Prostatakarzinom zu entwickeln um 12 Prozent, während der Konsum von Weißwein das Risiko um 26 Prozent erhöhte", sagt Shariat.

Die Forscher wollen nun herausfinden, welche Inhaltsstoffe im Rotwein diesen schützenden Effekt haben und ob dieser auch präventiv therapeutisch – etwa bei Risikogruppen – genutzt werden kann. "Auch bei anderen Erkrankungen und Krebsarten wurde ja bereits gezeigt, dass Polyphenole, die vor allem im Rotwein enthalten sind, protektiv wirken können", so der Urologe. Da die Konzentration im Rotwein rund zehn Mal höher als im Weißwein ist, könnte das ein Grund für die beobachteten Resultate sein.

Zudem hat die europäische Lebensmittelbehörde bestätigt, dass polyphenolhaltiges Olivenöl zum Schutz der Blutfette vor oxidativem Stress beiträgt. Auch positive Wirkungen von Polyphenolen auf eine Ansammlung von Blutplättchen in den Arterien und auf die Insulinempfindlichkeit wurden bereits gezeigt. "Möglicherweise kann man die Polyphenole aus dem Rotwein präventiv einsetzen. Die Frage ist: was können wir aus den Ergebnissen der Studie lernen – und wie können wir das in Wissenschaft und präventiver Medizin verwenden?", sagt Shariat. (red, 8.5.2018)