Die Generation Selfie hat einen neuen beruflichen Auswuchs: Influencer. Es sind Frauen und Männer von nebenan, so wie Sie und ich, die auf Instagram fürs Modeln und Produkte-in-die-Kamera-Halten bezahlt beziehungsweise gesponsert werden. Die schöne neue Selbstdarstellungswelt suggeriert: Jeder kann das eigentlich machen. Man muss sich nur gut präsentieren können. Und gut ausschauen sollte man halt aber auch.

#Influencer posten ihr #POTD ("pic of the day"), #Smile in die Kamera, tragen ihr #OOTD ("outfit of the day") am #Beach während ihrer #Vacation, blicken dabei gedankenverloren in die #Air, weil sie #thinkingaboutLife, aber gleichzeitig #enjoyLife. Damit lukrieren sie noch mehr #Follower. Oder sie #drinking einen Spritzer oder #laugh, obwohl das #fettige #Schnitzel #am #Teller #beim #Shooting #kalt #wird.

Typischer Influencer-Blick: Gedankenverloren in die Luft schauen, egal was man gerade macht.

Geld verdienen im fünfstelligen Bereich

Dass Influencer recht gut verdienen können, ist hinlänglich bekannt. Die "New York Times" rechnet vor, dass Personen mit drei bis sieben Millionen Followern für ein Instagram-Posting 75.000 US-Dollar verlangen können, Influencer mit 50.000 bis einer halben Million Follower zumindest 1.000 US-Dollar. In einem Interview mit "Vice" hat die deutsche Influencerin Xenia van der Woodsen verraten, dass sie im Monat eine fünfstellige Summe verdient.

Um auf diese Summe zu kommen, gehen Influencer Kooperationen mit Firmen ein. Die Insta-Stars bekommen ein Produkt zur Verfügung gestellt oder werden in ein Hotel eingecheckt, über das sie dann posten. Influencer-Marketing ist aus der Werbewelt nicht mehr wegzudenken. Die Message ist klar: "Normale" Leute werben für ein Produkt – und kein unerreichbares Model oder Star.

Solche "sponsored" Posts können aber auch schnell ins Peinliche abdriften. Auf der Facebook-Seite "Perlen des Influencer-Marketings" werden absurd inszenierte Influencer-Postings ad absurdum geführt und zynisch seziert.

Schöne neue Influencer-Welt: Im Pool badend wird einem eine Uhr gereicht.


In der Badewanne knabbern Sie doch auch gerne an einem Trockenwürstl, oder?


Influencer-Pärchen gibt es mittlerweile auch schon.

#Klischee

Auch wenn die Konzerne suggerieren wollen, dass hier Normalos die Werbetrommel rühren, die Postings der Influencer sind weit entfernt vom Alltag des Durchschnittsusers. Die extrem gestellten, super ausgeleuchteten und peinlich genau bearbeiteten Bilder haben wenig mit normalen Instagram-Fotos zu tun. Noch schlimmer sind die Klischees und Bilder, die über die Selbstdarstellung der heilen Welt transportiert werden: Frauen sind für die Themen Beauty, Gesundheit und Essen zuständig, während Männer sich vor allem beim Trainieren oder mit Technik ablichten lassen.

Männer auf Instagram zeigen sich im Fitnessstudio oder machen Werbung für ein neues Gadget.

Was stört Sie an Influencern?

Welchen Influencern folgen Sie, und welche finden Sie richtig schrecklich? Sind Sie Influencer und verdienen damit gutes Geld? Sehen Sie die Selbstdarstellung auf Social Media kritisch? (rec, 7.6.2018)