Eine Stunde Bewegung beugt Depressionen vor – und das rund um den Erdball.

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Es gibt Faktoren, die sind mit wissenschaftlichen Methoden nur sehr schwer erfassbar. Im medizinischen Kontext ist es der Lebensstil. Er ist in dem Sinn keine klar in Zahlen erfassbare Messeinheit und hängt von vielen Dingen ab. Das gilt für Ernährungsfragen genauso wie für die körperliche Aktivität. Dass Bewegung gesund ist, scheint eine Frage des gesunden Hausverstandes. Dass es tatsächlich präventive Wirkung hat, und zwar global betrachtet, war das Ziel einer internationalen Studie, deren Ergebnisse nun veröffentlicht wurden.

Ein internationales Forscherteam, das unter anderem Wissenschaftler des Black Dog Institutes, der University of New South Wales in Sydney und des NICM Health Research Institutes der Western Sydney University angehören, hat herausgefunden, dass körperliche Betätigung dem Aufkommen von Depressionen entgegenwirkt, unabhängig von Alter, körperlichem Zustand und Herkunft. Die Wissenschafter aus Brasilien, Belgien, Australien, den USA, dem Vereinigten Königreich und Schweden haben Datensätze aus 49 einzelnen Kohortenstudien zusammengefasst, bei denen untersucht wurde, ob körperliche Aktivität bei Menschen ohne psychische Erkrankungen zu einem reduzierten Risiko führte, Depressionen zu entwickeln.

Was die Stimmung hebt

Insgesamt wurden die Angaben von 266.939 Personen erhoben und die Befragungen im Durchschnitt nach 7,4 Jahren wiederholt. Die Auswertung der Daten konnte belegen, dass Teilnehmer, die sich nur wenig bewegten, ein größeres Risiko hatten, eine Depression zu entwickeln, als die Teilnehmer, die eine hohe körperliche Aktivität aufwiesen.

Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler feststellen, dass dieser schützende Effekt bei Jugendlichen, Erwachsenen und Älteren in Europa, Nordamerika und Ozeanien gleichermaßen auftritt. Was die Forscher noch herausfanden: 12 Prozent der Depressionen hätten durch nur eine Stunde sportlicher Aktivität pro Woche verhindert werden können. Der Co-Autor Simon Rosenbaum meint dazu: "Am wichtigsten ist es, nun sicherzustellen, dass diese überwältigenden Ergebnisse zu angemessenen Richtlinien führen. Sie sollen helfen, Einrichtungen zu verbessern, die zu Depressionen neigenden Mitglieder unserer Gesellschaft unterstützen, an Programmen zur Steigerung der körperlichen Aktivität teilzunehmen".

Aktiver Lebensstil

Co-Autor Felipe Barreto Schach von der Universidad La Salle aus Brasilien sagt: "Es handelt sich hierbei um die erste weltweite Meta-Analyse, die beweist, dass die bloße körperliche Aktivität förderlich dafür ist, die gesamte Bevölkerung vor Depressionen zu schützen".

Sein Kollege Brendon Stubbs fügt hinzu: "Unsere Analyse von über einer viertel Million Menschen macht ganz deutlich, dass Menschen, die einen aktiven Lebensstil pflegen, weniger wahrscheinlich eine Depression entwickeln werden. Hierbei wurde deutlich, dass ein hohes Maß von körperlicher Aktivität für Kinder, Erwachsene und ältere Erwachsene eine Schutzfunktion hat und es dabei nicht auf die Herkunft oder andere Faktoren wie Body Mass Index, Rauchen oder den allgemeinen körperlichen Gesundheitszustand ankommt."

Weitere Studien sind schon geplant, um das Mindestmaß an körperlicher Aktivität und den Effekt der verschiedenen Arten der körperlichen Betätigung zu ermitteln. Damit kann das Risiko Depressionen zu erleiden, dauerhaft reduziert werden, hoffen die Forscher. (red, 15.5.2018)