Wird um- und ausgebaut: der Flakturm in Mariahilf.

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Der schöne Monat Mai lässt allerorts die Blümlein sprießen. Es sprießen aber offenbar auch die Hoffnungen, wenig populäre Projekte in der Zeit des effektiven Interregnums zwischen dem De-facto-Abgang des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl und der Amtsübernahme seines designierten Nachfolgers Michael Ludwig entschlossen durchzupeitschen. Während der eine bereits hauptsächlich mit seinen Abschiedsinterviews beschäftigt scheint und der andere mit der Zusammenstellung seines Teams, passieren sonderbare Dinge. Ein Beispiel: Reptilien und Fischfreunde werden mit Freude die aktuellen Meldungen vom bevorstehenden großzügigen Ausbau des Hauses des Meeres zur Kenntnis genommen haben, aber die Begleitumstände sind doch etwas eigenartig.

Seit zehn Jahren bemühe man sich um den Ausbau des privaten Zoos im Mariahilfer Flakturm, heißt es seitens seiner Verantwortlichen, aber man sei bisher stets "an den Behörden oder den damit befassten Bezirks- und Rathauspolitikern" gescheitert. "Für das hier haben wir aber seit kurzer Zeit die Genehmigung", freute sich laut einer ORF-Meldung Stiftungsvorstand Franz Six bei der Präsentation des Projekts. Wobei Six allerdings zugeben musste: "Schriftlich gebe es das Okay noch nicht", aber die Zusage habe es "von allen Seiten" gegeben.

Aha. Also ein mündliches Versprechen. Und das bei einer doch recht sensiblen Sache betreffend ein an die 50 Meter hohes Objekt. Wer da was versprochen haben soll, wurde offenbar nicht explizit gemacht.

Solardach und Glaszubau

Es gibt auch noch andere Aspekte, die in dieser Angelegenheit etwas befremdlich anmuten. Anläufe für eine räumliche Expansion der privat betriebenen Herberge für Wassertiere, Reptilien und Tropenpflanzen habe es in den vergangenen zwei Jahrzehnten ja einige gegeben, "die aber in diversen Varianten immer eine Aufstockung vorsahen". So ein Medienbericht. Na – und wie sieht es jetzt aus?

Eine Aufstockung gäbe es nicht, oder wenigstens nicht wirklich, nur ein Solardach, das zehn Prozent der vom Privatzoo benötigten Energie bereitstellen werde – aber dafür will man offenbar die verbaute Grundfläche gegenüber der derzeitigen Situation in etwa verdoppeln. 3.000 Quadratmeter Nutzfläche sollen dazukommen. Mehrere Bäume aus dem "angrenzenden" Esterhazypark wurden bereits umgepflanzt, heißt es. Das wird die Freunde innerstädtischen Grüns nicht freuen und ist wohl als irreführende Formulierung zu sehen, denn der Flakturm steht ja mitten im Esterhazypark und nicht "angrenzend". Ganz am Rande sei bemerkt: Die berühmte Aufschrift "Smashed to pieces (in the still of the night)", eine Intervention des kanadischen Konzeptkünstlers Lawrence Weiner, wird nach den vorliegenden Plänen natürlich entfernt.

Bis 2020 soll also der Flakturm in Wien-Mariahilf einen zwölf Meter breiten, zehn Millionen Euro teuren Glaszubau bekommen. Mit den ersten Arbeiten wurde offenbar bereits begonnen.

Und das Stadtbild?

Medial gänzlich unbeachtet geblieben scheint in der bisherigen Diskussion der Aspekt der Verträglichkeit des Umbaus mit dem Wiener Stadtbild. Das erneuerte Haus des Meeres kann aber auch als Hochhaus-Bresche in Richtung Innenstadt gedeutet werden. Der Mariahilfer Flakturm liegt zwar außerhalb der Unesco-Welterbezone, aber tief innerhalb der von vielen Stadtplanern einst als hochhausfrei präferierten Innenstadt – und sein banalisierender Umbau könnte fatale Beispielwirkung haben.

Michael Ludwig geht der Ruf voran, ein offenes Ohr für die Interessen der Bürger Wiens zu haben. Wesentlicher Teil des von Touristen und Einheimischen geschätzten typischen Wiener Ambientes ist aber auch das Wiener Stadtbild mit seinem Verzicht auf zentrumsnahe Hochhauscluster. Auch wenn manche "Populismus" schreien mögen – es wäre wohl an der Zeit, hier wieder an die sensibleren Vorgaben der Ära Zilk anzuknüpfen und auch bei anderen Projekten etwaige mündliche Zusagen genau zu bedenken. (Robert Schediwy, 14.5.2018)