Stockholm – Die krisengeplagte Jury für den Literaturnobelpreis hat mit unabhängigen Experten begonnen, die jahrhundertealte Schwedische Akademie neu aufzubauen. Man hoffe, dass einige der Mitglieder nun zurückkehrten, die dem Gremium aus Protest in einem Belästigungs- und Korruptionsskandal den Rücken gekehrt hatten, teilte der vorläufige ständige Sekretär Anders Olsson am Donnerstag mit.

Die Nobelstiftung, die das Preisgeld für die Nobelpreise verwaltet, forderte die Akademie zu mehr Offenheit auf. Einer der Gründe für die Vertrauenskrise sei, dass die Akademie sich über lange Zeit sehr abgeschottet habe, sagte Stiftungsdirektor Lars Heikensten in einem durch die Stiftung veröffentlichten Interview. "Ich persönlich bin überzeugt, dass größere Offenheit gegenüber der Außenwelt gut für die Schwedische Akademie wäre." Möglicherweise könnten die Skandale am Ende eine positive Entwicklung anstoßen.

Regeln neu überdenken

Mit der Entscheidung, in diesem Jahr keinen Literaturnobelpreis zu vergeben, hätten die Akademiemitglieder gezeigt, dass sie den Ernst der Situation verstünden, sagte Heikensten. Jetzt müssten unter anderem die Vertraulichkeits- und Interessenkonflikts-Regeln neu überdacht werden. Im Zuge des Skandals war herausgekommen, dass ein Akademiemitglied die Namen von Nobelpreisträgern über Jahre vorzeitig ausgeplaudert hatte. (APA, 17.5.2018)