Wer in ein Tiny House zieht, muss sich auf das Wesentliche reduzieren. Dafür braucht es gute Planung.

Foto: Nimmervoll

Vor wenigen Tage war es so weit: Das neue Zuhause von Johanna Nimmervoll wurde geliefert. Das acht mal 2,5 Meter große Häuschen auf Rädern wurde aus Transsilvanien in das rund 1.300 Kilometer entfernte 2.000-Einwohner-Dorf Unken im Pinzgau transportiert. Hier steht es inmitten des Ortes. Bald schon, so hofft Nimmervoll, soll es auf ein 2.000 Quadratmeter großes Grundstück der Gemeinde übersiedeln, das die 32-Jährige pachten und erschließen möchte.

Vorausgesetzt, sie findet mehr Interessenten für ihr Projekt. Denn in Unken könnte eine ganze Siedlung aus Tiny Houses entstehen, "ein Dorf im Dorf", so Nimmervoll. Man stehe dem Thema offen gegenüber, sagt auch der Bürgermeister Hubert Lohfeyer (ÖVP): "In Westösterreich galoppieren uns die Wohnkosten davon. Wenn Modelle entwickelt werden, um diese Kosten zu senken, finde ich das spannend."

Reduktion auf das Wesentliche

Die Idee zu den kleinen Häusern, die oft nicht größer als 20 Quadratmeter sind, kommt aus den USA. Das Konzept hat aber auch hierzulande Anhänger – einerseits als Reaktion auf die stark gestiegenen Immobilienpreise in Ballungsräumen. Für manche steht dahinter aber auch der Wunsch nach der Reduktion auf das Wesentliche.

Eine solche erlebte Johanna Nimmervoll erstmals 2011, als die Oberösterreicherin einen Sommer lang eine Alm in Unken bewirtschaftete. "Sogar das Duschen zählte dort als Luxus", erzählt sie. "Und trotzdem war ich ausgeglichener, und es ging mir besser."

Zurück im Alltag, reifte der Wunsch nach Wohnen auf wenig Platz in ihr. Sie begann, sich ihr eigenes kleines Häuschen zu entwerfen, und machte sich auf die Suche nach Handwerkern – die ihrem Vorhaben einmal mehr, einmal weniger Verständnis entgegenbrachten. "Manche konnten gar nicht glauben, dass ich in meinem Haus keinen Fernsehanschluss brauchen werde" , so Nimmervoll. Auf Internet will sie in ihrem neuen Zuhause trotzdem nicht ganz verzichten, mittels Datenstick will sie fallweise auch von zu Hause aus arbeiten.

Der Planungsprozess für das eigene Tiny House dauerte an: "So ganz habe ich mich nie getraut, es durchzuziehen", so Nimmervoll. Bis ein Schicksalsschlag in der Familie alles veränderte: "Letzten Sommer hat mich das Leben knallhart von der Seite erwischt", erzählt Nimmervoll. "Da wurde mir klar, dass nur ich für mein Leben verantwortlich bin und dafür, was ich damit mache."

Schließlich wurde das Häuschen bei Eco Tiny House in Rumänien bestellt. Ein Häuschen wie jenes von Johanna Nimmervoll gibt es schon um 50.000 Euro. Es kann ganzjährig bewohnt werden.

Platz für Yoga

Der Umzug ins neue Zuhause ist für demnächst geplant. Gemeinsam mit ihrem Vater möchte sie vorher noch ein Sofa einbauen, auf dem auch Gäste schlafen können. Und wohin mit all dem Krimskrams? "Ich lebe immer schon reduziert", sagt Nimmervoll. Sie glaubt, dass sie ihre Habseligkeiten im neuen Zuhause unterbringen wird. "Aber wissen kann man das im Vorhinein nie." Was klar war: Für Yoga muss Platz sein. Daher verschwindet das Bett untertags in einem Podest.

Nimmervoll hofft nun auf Gleichgesinnte, die zu Nachbarn werden. Auch für ein Hotel, das aus bis zu zehn kleinen Häuschen bestehen würde, habe es auf einem anderen Grundstück bereits konkrete Pläne gegeben, inklusive Finanzierung: "Aber ich bin bei diesem Projekt bisher alleine und habe einen Job, also schaffe ich das nicht."

Wahrer Luxus ist für Nimmervoll, dass sie nun ein Zuhause hat, mit dem sie weiterziehen kann, falls das Leben wieder eine unerwartete Wende nimmt. "Dass im Leben nicht alles planbar ist, habe ich gelernt." (Franziska Zoidl, 30.5.2018)