Fahrer von E-Autos können Tempolimits aufgrund von Emissionen möglicherweise bald ignorieren.

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Wien – Wer es auf der Autobahn eilig hat, könnte künftig Tempolimits wegen Luftqualität umgehen. Der Trick: auf ein E-Auto umsteigen. Denn Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) plant, über das grüne Kennzeichen identifizierbare Elektroautos künftig vom sogenannten Lufthunderter auszunehmen. "Damit kommen E-Autos nun wirklich auf die Überholspur", wurde die Ministerin am Dienstag zitiert. Die Ausnahme könne im Idealfall schon Anfang 2019 in Kraft treten.

Derzeit drosselt die IG-L-Verordnung auf rund 250 Kilometern des österreichischen Autobahn- und Schnellstraßennetzes die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Damit sind insgesamt gut 500 Richtungsfahrbahnkilometer von umweltbedingten Tempolimits betroffen. Das sind mehr als neun Prozent des Gesamtnetzes. Bei rund 16.700 gemeldeten E-Mobilen in Österreich ist die Anzahl der Profiteure jedoch gering.

Teil der Klima- und Energiestrategie

Laut Umweltministerium wird die Maßnahme die Zulassungszahlen bei Elektroautos weiter ankurbeln. Das langfristige Ziel ist, die Anzahl der Elektrofahrzeuge auf Österreichs Straßen zu erhöhen – und mit ökologisch gewonnenem Strom anzutreiben. E-Mobilität ist ein Kernpunkt der Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung, mit der Österreich seine Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um rund ein Drittel reduzieren will.

Derzeit sind rund 16.700 Elektroautos in Österreich angemeldet. Die Zahl der Zulassungen steigt beständig.
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"E-Autos vom Lufthunderter auszunehmen ist dabei ein weiterer Anreiz, mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bekommen", erklärt ein Sprecher des Umweltministeriums. "Steuerliche Anreize wie die Ausnahme von der Normverbrauchsabgabe oder die Vorsteuerabzugsberechtigung für Firmen werden bereits sehr gut angenommen."

Sache der Länder und Gemeinden

Wie Elektroautos im Verkehr behandelt werden, ist jedoch nicht allein Sache des Bundes. Dieser legt lediglich Rahmenbedingungen fest. Über freies Parken für E-Autos, wie beispielsweise in Melk und Krems praktiziert, Tempolimits für Elektromobile oder freie Fahrt auf Busspuren entscheiden letztlich Länder und Gemeinden. Der Bund gibt hier lediglich die Rahmenbedingungen vor.

Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) will Anreize schaffen, um mehr E-Mobile auf die Straße zu bekommen
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Beim ÖAMTC begrüßt man die Pläne der Ministerin, Elektroautos vom Lufthunderter auszunehmen. "Beschränkungen aufgrund von Emissionen für emissionsfreie Fahrzeuge sind ein Widerspruch in sich", sagt ein Sprecher des Automobilclubs. Sinnvoller sei es aber, den Besetzungsgrad von Autos zu erhöhen, anstatt bestimmte Fahrzeuge zu privilegieren. E-Mobile seien auf Autobahnen ohnehin langsamer unterwegs als herkömmliche Pkws. Je schneller ein Elektroauto fährt, desto geringer die Reichweite.

Knackpunkt Ladeinfrastruktur

Die Reichweite eines E-Mobils hängt aber nicht nur davon ab, wie schnell es im Durchschnitt unterwegs ist. E-Mobilität kann nur dann ein Breitenphänomen werden, wenn die Ladeinfrastruktur entsprechend ausgebaut wird. Bereits Ende 2018 soll es laut Asfinag 23 Ladestationen auf Österreichs Autobahnen geben. Im Schnitt wäre das eine Ladestation alle hundert Kilometer.

Pro Station soll es mindestens vier Ladepunkte geben. "Dabei wird es mindestens einen superschnellen Ladepunkt pro Station geben", kündigt ein Asfinag-Sprecher an. Bei einer superschnellen Ladestation dauert es rund 20 Minuten, bis die Batterien wieder geladen sind. (luis, 23.5.2018)