Der Schweizer Pharmakonzern Novartis setzt bei neuen Therapiestrategien gegen Krebs auf sogenannte CAR-T-Zellen. Diese für den Patienten individuelle Behandlungsform soll als Teil eines ganzen Spektrums von immunologischen Therapien gegen bösartige Erkrankungen etabliert werden, so das Unternehmen.

Liz Barrett, Geschäftsführerin des Onkologie-Zweiges des Konzerns, verweist darauf, dass man die neue Technologie binnen nur sechs Jahren marktreif gemacht habe. Eine Zulassung für die Behandlung auf der Basis von sogenannten chimären Antigen-Rezeptor-Zellen (CAR-T-Zellen) gibt es derzeit in den USA für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die an einer akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) erkrankt sind, die anders nicht behandelt werden kann oder wenn die Patienten nach herkömmlicher Therapie bereits zwei Rückfälle erlitten haben. In der EU wurde "Tisagenlecleucel" zur Registrierung eingereicht.

Es handelt sich dabei um eine personalisierte Immuntherapie. Samit Hirawat, Chef der Abteilung für Entwicklungsprojekte auf dem Gebiet der Onkologie, schildert die sehr komplizierte Produktionsweise: Per Filtrierung (Plasmapherese) werden Patienten weiße Blutkörperchen, darunter auch T-Zellen, entnommen. Diese werden tiefgefroren und gehen an ein Labor im US-Bundesstaat New Jersey. Dort wird den T-Zellen per Virus-Vektor die Erbinformation für einen Rezeptor eingesetzt, welcher den CD19-Oberflächenmarker von B-Zellen und CD19-tragenden Krebszellen erkennt. Diese Zellen werden vermehrt, tiefgefroren, der Patient erhält sie als einmalige Infusion. "Die Zellen erkennen CD19-positive Zellen und rufen deren Tod hervor", sagt Hirawat. Der Produktionszyklus dauert derzeit rund drei Wochen.

Hohe Remissionsrate

Bei Kindern und jungen Erwachsenen mit sonst kaum mehr Erfolg versprechenden Therapiechancen mit ALL-B-Zell-Erkrankung wurde eine Remission der Erkrankung binnen drei Monaten bei 81 Prozent der Behandelten registriert. Nach einem Jahr war das noch immer bei 50 Prozent der Patienten der Fall. Auch beim B-Lymphom zeigten sich bei Erwachsenen hohe Remissionsrate. Insgesamt sind weltweit bisher rund 300 Patienten mit der neuen Therapieform von Novartis behandelt worden.

Der Konzern verrechnet bei Behandlungserfolg innerhalb eines Monats in den USA rund 470.000 Dollar für einen Patienten. Novartis-Immunonkologe Glenn Dranoff betont, dass man auch Krankheiten wie das Multiple Myelom, das Glioblastom (bösartige Gehirntumoren) und das Mesotheliom der Lunge mit der neuen Therapieform behandeln wolle. Für Europa soll am Frauenhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig ein eigenes Produktionslabor für CAR-T-Zellen entstehen. (APA, 25.5.2018)