Der Villenmarkt ist äußerst diskret. Etwa 53 Objekte sind derzeit an den Hotspots im 18. und 19. Bezirk offiziell zu haben.

Foto: Otto Immobilien/Christian Steinbrenner

Eine Villa kann vieles sein. Ein modernes, freistehendes Gebäude mit viel Glas und großzügiger Kubatur zum Beispiel, oder ein Prachtbau der Jahrhundertwende mit Repräsentationsräumen und viel Stuck. Beim Maklerunternehmen Otto Immobilien wird eine Villa jedenfalls als "Ein- oder Mehrfamilienhaus, meist freistehend oder in Eck- bzw. Randbebauung" mit großzügigem Garten definiert. Auf der Liegenschaft darf zudem kein Wohnungseigentum begründet sein.

Die Auswahl in Wien ist derzeit jedenfalls groß – was gefällt, ist aber Geschmackssache: "Eine Villa muss zu den Bewohnern passen, so wie die Kleidung oder Schuhe passen müssen", erklärt Elfie Zipper, Villenexpertin bei Otto Immobilien.

Besser gesagt: Die Villa muss zu den derzeitigen Lebensumständen der Bewohner passen. "Denn heute kauft man nicht mehr eine Villa für Generationen. Sondern man kauft eine Immobilie und trennt sich auch wieder davon."

Wohnen mit Familie

Häufig würden Villen als Zuhause für eine Familie mit Kindern gewählt, berichtet Zipper. Rund 80 Prozent der Käufer seien Österreicher, es gebe aber auch Interessenten aus den Benelux-Ländern, Frankreich und den USA.

Historische Villen seien nach wie vor beliebt. Diese würden sich gut eignen, "wenn man ein bisschen repräsentieren will", sagt Zipper. Zudem würden historische Objekte über großzügige Räume verfügen – "andererseits fehlen da aber vielleicht auch die Bäder". Bei älteren Objekten hätten manche Käufer zudem Angst vor dem Denkmalschutz, dabei ließe auch dieser Modernisierungen zu, so Zipper.

Moderne Villen würden im Vergleich mitunter über "bequemere Architektur" verfügen: "Aber wenn eine schöne Jahrhundertwendevilla auf den Markt kommt, dann findet man schneller einen Käufer."

Villenkauf als Bauchentscheidung

Auch wenn das Haus in der Regel im Vorfeld des Kaufs auf alle Stärken und Schwächen abgeklopft wird: Am Ende ist der Immobilienkauf eine Bauchentscheidung. "Einmal", so erinnert sich Zipper, "blieb ein Interessent bei der ersten Besichtigung einer Villa schon im Garten stehen und sagte: 'Dieses Haus kaufe ich.'" Zwar sei man dann natürlich noch hineingegangen und habe das Hausinnere begutachtet. "Aber am Ende hat er die Villa tatsächlich gekauft." Manche Häuser, ist Zipper überzeugt, würden einfach über eine gute Energie verfügen.

Viel gute Energie verspürt man derzeit auch am Villenmarkt. Das zeigt der vor kurzem publizierte Villenreport von Otto Immobilien. Darin wird 2017 als "absolutes Rekordjahr" mit einem Transaktionsvolumen von 175 Millionen Euro und 64 Villenverkäufen bezeichnet.

Sicherheit als großes Thema

Die große Nachfrage wirkt sich auf die Preise aus. Die mittleren Preise für Villen im 18. und 19. Bezirk sind seit 2009 von 1,2 Millionen Euro auf knapp über zwei Millionen Euro gestiegen. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 6,6 Prozent.

Und nach oben ist alles offen: Ein Budget von acht bis neun Millionen Euro ist laut Zipper nötig, wenn eine repräsentative historische Villa mit Wellnessbereich und Weinkeller gesucht wird. "Oft ist der Wellnessbereich heute nicht mehr im Souterrain, sondern im Obergeschoß."

Auch die Sicherheit sei ein ganz großes Thema, eine Alarmanlage längst Standard. Selbst historische Villen müssen heute laut Zipper alle Stückerln spielen: Das nachträgliche Einbauen eines Aufzuges sei mithilfe eines guten Architekten "sehr harmonisch" möglich. Eine Klimaanlage werde zumindest in den oberen Stockwerken gewünscht.

Heißes Pflaster

Von Maklerseite werde vorab die Flächenwidmung geprüft, um zu sehen, ob eine Erweiterung der Wohnfläche möglich ist. "Wenn für Interessenten die Lage passt, aber Wohnraum fehlt, dann ist das ein Riesenthema", so Zipper.

Die heißesten Pflaster für Villen sind in Wien die Bezirke Währing und Döbling. Hier gibt es laut Villenreport fast 3000 Villen. Zu haben sind aktuell 53, gut die Hälfte davon in Grinzing und Pötzleinsdorf, wo die Preise im Mittel zwischen drei und fünf Millionen Euro liegen.

Weniger begehrt ist Hietzing. "Und außerhalb von Wien ist es überhaupt schwierig." Villen in Mödling, Perchtoldsdorf und Klosterneuburg seien länger am Markt und würden oft um 30 Prozent günstiger als in Wien verkauft, so Zipper: "Denn die Leute sind draufgekommen, dass ihre Lebensqualität größer ist, wenn sie direkt in Wien wohnen." (Franziska Zoidl, 27.5.2018)