Als der Asteroid die Welt in Brand setzte, entkamen nur wenige Vögel der Katastrophe. Die enorme Vogelvielfalt von heute lässt sich auf diese Überlebenden zurückführen.
Illustr.: Phillip M. Krzeminski

Bath/Wien – Vor 66 Millionen Jahren brannte die Erde, um kurz darauf zu gefrieren: Ein zwischen zehn und 15 Kilometer großer Asteroid traf mit der Wucht von Millionen Atombomben auf ein flaches, tropisches Meer und schuf an der Stelle den Chicxulub-Krater, wo heute der Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatán liegt. Tausende Kubikkilometer aufgeschmolzenes Gestein wurden bis weit über die Stratosphäre hinausgeschleudert, ein weltweiter Flächenbrand vernichtete praktisch alle Wälder dieser Zeit.

Eine enorme Masse von Ruß- und Staubpartikeln verdunkelte schließlich den Himmel und ließ die globalen Temperaturen für Jahre unter den Gefrierpunkt sinken. Nur wenige Pflanzenarten überlebten dieses finstere Zeitalter.

Knapp davon gekommen

Insgesamt fielen annähernd drei Viertel aller damaligen Tierspezies dem Massenaussterben an der Kreide-Paläogen-Grenze zum Opfer. Bekanntlich endete mit dieser Katastrophe auch die Ära der Dinosaurier. Von den ikonischen Echsenwesen überlebten allein die Vögel das Massenaussterben – doch auch diese kamen nur sehr knapp davon, wie nun eine Gruppe internationaler Wissenschafter nachgewiesen hat: Allein die wenigen auf dem Boden lebenden Vögel konnten sich demnach retten, die wesentlich zahlreicheren baumbewohnenden Arten hatten dagegen praktisch keine Chance.

"Diese Geschichte ergab sich für uns aus einer ganzen Reihe von Belegen" , berichtet Daniel Field von der englischen University of Bath, Hauptautor der nun im Fachjournal "Current Biology" erschienenen Studie. "Wir schlossen daraus, dass es die Vernichtung der Wälder nach dem Asteroideneinschlag war, die den auf Bäumen lebenden Vögeln letztlich zum Verhängnis wurde."

Auch heute sind die Farne die ersten Pflanzen, die sich nach einem Waldbrand durch die Asche kämpfen.
Foto: Regan Dunn, The Field Museum

Eine Welt voller Farne

Dass in den ersten Jahrhunderten nach dem Einschlag die Erde ein praktisch waldloser Planet war, ergab sich unter anderem aus den Analysen fossiler pflanzlicher Überreste. Antoine Bercovici, Pollenexperte des Teams von der Smithsonian Institution in Washington, D.C., rekonstruierte die erste Pflanzendecke nach dem Desaster aufgrund solcher Funde: "Nach der Katastrophe kolonisierten zunächst Farne die verkohlten Landschaften, weil sie sich durch ihre winzigen Sporen verbreiten und so etwa durch den Wind leichter verteilt werden konnten." Für die baumbewohnenden Vogelarten gab es damit womöglich für Jahrtausende schlicht keinen geeigneten Lebensraum mehr.

Der Grund für den Erfolg der Farne liegt in ihren winzigen Sporen begründet: Im Unterschied zu wesentlich größeren Samen verbreiten sich die Sporen schneller und weiter.
Foto: A. Bercovici

Genetische Untersuchungen rezenter Vogelarten bestätigten schließlich diese These: Die jüngsten gemeinsamen Urahnen aller modernen Vögel waren Bodenbewohner – eine im Vergleich zu den während der Dinosaurier-Ära zahlreichen baumbewohnenden Vogelspezies eher kleine Gruppe.

Aus wenigen wurden viele

"Heute zählen die Vögel mit annähernd 11.000 Arten zu den diversesten und am weitesten verbreiteten landlebenden Wirbeltieren der Erde", erklärt Field. "Aber nur eine Handvoll der ursprünglichen Abstammungslinien schaffte es, aus dem Massensterben an der Kreide-Paläogen-Grenze vor 66 Millionen Jahren mehr oder weniger unbeschadet hervorzugehen. Die fantastische Vielfalt der heute existierenden Vogelwelt lässt sich auf diese wenigen überlebenden Ahnen zurückführen." (Thomas Bergmayr, 25.5.2018)