Noch einmal zurück nach St. Pölten.
Dort ist offiziell um 16.30 Uhr Zielschluss. Gegen 16.27 kamen noch zwei Männer. Ich dachte, das sei es jetzt – und ging mein Rad holen.
Aber draußen, auf der Strecke, war noch eine Dame.
Regeln sind Regeln – aber dort, wo es zählt, darf und muss man sie beugen. Etwa dann, wenn da jemand seit mindestens achteinhalb Stunden (die letzte Startwelle war um 8 Uhr morgens) hart kämpft. Tut, was er oder sie sich selbst nie zugetraut hätte. Einen Traum lebt, der vom Umfeld mit "Das schaffst du nie" abgetan wurde.
Andrea kam kurz nach 16.35 über die Traisen. Kurz nach Cut-off: keine Wertung, keine Medaille, kein Applaus.
Bei den meisten Läufen und Events wäre das nur noch Pflichterfüllung gewesen. Ein trauriges Finish – mit der Punze "Niederlage".
Hier nicht: Das Publikum kam von den Tribünen und den Gastrozelten auf die Strecke. Nicht nur die Cheerleader, sondern auch Anja Beranek, die drittplatzierte Frau, und dutzende Teilnehmerinnen und Teilnehmer liefen die letzten hundert Meter mit Andrea. Alle jubelten. Vielleicht lauter als beim offiziellen Sieger. Weil … ehschonwissen.
Ich war leider nur Ohrenzeuge. Trotzdem: Das war der schönste Augenblick eines an sich schon wunderschönen Tages.
Weil es genau darum geht.
(Thomas Rottenberg, 30.5.2018)
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