International scheint es, als hätte die seit den 1970er-Jahren registrierte starke Zunahme der Zahl der Asthma-Erkrankungen ein Plateau erreicht. Trotzdem bleibt Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter, sagt der Grazer Experte Andre Hermann.

"In Österreich leiden rund 500.000 Menschen an Asthma. Die Zahl der Kranken mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist etwa doppelt so hoch. Weltweit gibt es rund 300 Millionen Asthma-Kranke", so der Experte.

Die Zahl der COPD-Kranken nimmt hingegen weiterhin weltweit rasant zu. Das liegt an der älter werdenden Bevölkerung und ist ein Effekt des vermehrten Rauchens in vielen Teilen der Welt, vor allem in ärmeren Regionen, in den vergangenen Jahrzehnten.

Dem gegenüber dürfte sich die Entwicklung beim Asthma als multifaktoriell bedingte, chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege mit vermehrter Reaktion auf Reize und in ihrem täglichen Verlauf mit wechselnder Intensität der Einschränkung der Atemwege verlangsamt haben. Aber, wie der Experte sagt: "Zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen leiden an Asthma."

Mögliche Risikofaktoren

Die genetischen Hintergründe der Erkrankung sind längst nicht geklärt. Adipositas und Stress können zur Entstehung von Asthma beitragen. Männer Erkrankgen eher vor der Pubertät, Frauen danach. Einen überragenden Faktor stellen Allergien dar. Das Rauchen ist ebenso ein starker Risikofaktor. Auch Vitamin D-Mangel könnte eine Rolle spielen.

Besonders problematisch ist das allergische Asthma, das aus einem anfänglichen "Heuschnupfen" (allergische Rhinitis) entstehen kann. Die Experten sprechen dann von einem "Etagenwechsel". "80 Prozent der Patienten mit Asthma bronchiale haben auch eine chronisch entzündliche Erkrankung der oberen Atemwege (EOA). Bis zu 40 Prozent der EOA-Patienten haben gleichzeitig Asthma", berichtet Hermann. Das Risiko, bei einer EOA später auch an Asthma zu erkranken, betrage das Sechsfache von Menschen ohne allergische Rhinitis etc.

Vollständige Kontrolle

Die wichtigsten Bestandteile einer sachgerechten Stufendiagnostik sind die Allergieanamnese (Krankheitserhebung), ein Hauttest, die Bestimmung der IgE-Antikörper im Blut, eine eventuelle Provokationstestung, um die Beteiligung eines Allergens zu bestätigen und der Versuch, den Betroffenen möglichst von den sein Immunsystem reizenden Allergenen fernzuhalten. "Ziel der Therapie ist dann die vollständige Kontrolle des Asthmas", sagt Hermann.

Inhalierbares Cortison, Leukotrien-Antagonisten (vor allem für Kinder) sowie kurz- oder langwirksame Bronchien erweiternde Medikamente sind die Hauptstützen der medikamentösen Therapie. Dazu kamen in der jüngeren Vergangenheit der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab sowie (bei sogenanntem eosinophilen Asthma) die Anti-Interleukin 5-monoklonalen Antikörper Mepolizumab und Reslizumab zum Einsatz.

Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle des Zustandes des Asthmapatienten durch den Arzt. Die chronische Krankheit bedingt nämlich ein ständiges Auf und Ab, das der Patient bis zu einem gewissen Ausmaß selbst managen können sollte. Wenn allerdings eine vollständige Kontrolle der Asthma-Symptome über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten gelingt, kann auch daran gedacht werden, die medikamentöse Therapie wieder stufenweise abzubauen. (APA, 30.5.2018)