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Etwa 75 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Cusco errichteten die Inka Machu Picchu, wo bis zu 1.000 Menschen gelebt haben.

Foto: REUTERS/Enrique Castro-Mendivil

Lima – Zwischen dem 13. Jahrhundert und den Eroberungszügen der spanischen Konquistadoren in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts beherrschten die Inka einen beachtlichen Teil Südamerikas: Der unmittelbare Einflussbereich dieser größten aller präkolumbischen Zivilisationen erstreckte sich über ein annähernd eine Million Quadratkilometer großes Gebiet zwischen dem heutigen Ecuador, Chile und Argentinien. Zeitweise gebot die mächtige Oberschicht in Tawantinsuyu, dem "Reich der vier Weltgegenden", von ihrer Hauptstadt Cusco aus über mehr als 200 verschiedene Ethnien.

Während das Ende der Inka durch den rücksichtslosen Plünderer Francisco Pizarro und seinen Schergen, durch eingeschleppte Krankheiten und letztlich auch durch innere Konflikte weitgehend gut dokumentiert ist, weiß man bis heute wenig über die Ursprünge dieser Kultur. Genetische Analysen eines Teams peruanischer Forscher könnten nun aber dem Geheimnis der Inka-Herkunft einige Schritte näher gekommen sein.

Zwei Gründungslegenden

Der Gruppe um Ricardo Fujita und Jose Sandoval von der Universität San Martin de Porresit in Lima ging es zunächst um die Frage, ob es so etwas wie einen Erzvater des Inkavolkes gegeben hat. "Im Grunde handelt es sich um eine Art Vaterschaftstest für eine ganze Kultur", meint Fujita. Ihre Untersuchungen sollten letztlich Hinweise darauf liefern, ob in den beiden Gründungslegenden der Inka ein wahrer Kern stecken könnten.

Eine dieser Ursprungssagen berichtet vom Sohn der Sonne Manco Cápac und seiner Schwester Mama Ocllo vom Sonnengott Inti, die vor Urzeiten aus einer Gegend nördlich des Titicacasees an der Grenze zwischen Peru und Bolivien gekommen sein sollen. Die andere Legende handelt vom Brüderpaar Ayar, das aus einer Höhle im Berg Pacaritambo in der Nähe von Cusco stammte. Die Wissenschafter sammelten für ihre im Fachjournal "Molecular Genetics and Genomics" erschienen Studie DNA-Proben von Bewohnern der beiden Regionen.

Gemeinsamkeiten mit dem Inka-Hochadel

"Nach drei Jahren der Untersuchung von Erbanlagen aus diesen Gegenden können wir weitgehend bestätigen, dass die beiden Gründungslegenden der Inka miteinander in Zusammenhang stehen", erklärt Fujita. Die Wissenschafter verglichen ihre Ergebnisse mit genealogischen Daten von über 3.000 Menschen, um einen Stammbaum der untersuchten Personen zu rekonstruieren. Dabei stießen sie auf insgesamt 200 Menschen, die genetische Gemeinsamkeiten mit Angehörigen des Inka-Adels aufweisen.

"Wir schließen aus unseren Daten, dass die Führungsschicht des Tawantinsuyu-Reiches aus zwei Abstammungslinien hervorging: Eine kam aus der Gegend um den Titicacasee, die zweite steht mit der Region um den Pacaritambo bei Cusco in Verbindung", erklärt Sandoval. "Das scheint beide Legenden in gewisser Weise zu untermauern." Und es weist darauf hin, dass diese beiden Sagen miteinander in unmittelbarer Beziehung stehen dürften. Um ihre Resultate zu untermauern, wollen die Wissenschafter als nächstes Genmaterial von historischen Inkaüberresten näher untersuchen. Ziel ist es darüber hinaus, herauszufinden, wo die meisten direkten Nachfahren der Inka begraben liegen. (tberg, 2.6.2018)