Der Rechtsextremist Franz Fuchs hielt das Land in Atem.

Foto: APA

Als sich der Whistleblower Edward Snowden in den ersten Junitagen 2013 in einem Hongkonger Hotel drei Journalisten offenbarte, wussten fast nur Geheimdienstkenner, was sich hinter der Abkürzung NSA verbirgt. Das hat sich seither geändert. Eine Welle von Veröffentlichungen machte die Informationen über die weltumspannenden Überwachungsprogramme der National Security Agency einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Dabei sorgte der US-Geheimdienst hierzulande schon in den 1990er-Jahren für Schlagzeilen, als das Innenministerium ihn bei der Aufklärung der spektakulärste Terrorserie der Nachkriegszeit um Hilfe bat. Die enge Zusammenarbeit zwischen NSA und österreichischen Behörden ist einer der Hauptgründe, warum die Überwachungsaffäre hierzulande nicht aufgeklärt wird.

Franz Fuchs hielt das Land in Atem

Von 1993 bis 1997 hielten der Rechtsextremist Franz Fuchs und seine "Bajuwarische Befreiungsarmee" (BBA) das Land in Atem. Vier Menschen wurden durch die von ihm gebauten Sprengkörper getötet, 13 weitere zum Teil verstümmelt. Dutzende entgingen nur knapp dem Tod.

Begleitet wurden die Verbrechen durch eine Reihe von Bekennerbriefen. Einer davon langte 1996 in der Redaktion der Zeitschrift "Profil" ein, er bestand fast nur aus Zahlenkolonnen – ein Code, der "nur mit Hilfe der NSA geknackt werden kann", wie der Verfasser begleitend schrieb. Das verschlüsselte 15-seitige Schreiben hielt die Republik tagelang auf Trab, da befürchtet wurde, hinter den Zahlenreihen könnten sich Angaben zu geplanten Anschlägen verbergen. Das Innenministerium ersuchte daraufhin tatsächlich die NSA um Hilfe, so wie es die BBA nahegelegt hatte.

Schneller als die NSA

Doch noch bevor der US-Geheimdienst den Code geknackt hatte, gelang das dem österreichischen Heeresnachrichtenamt (HNA). Das Schreiben enthielt untert anderem das Bekenntnis zu dem Anschlag in Oberwart, bei dem vier Menschen ermordet wurden. Wie der Nachrichtendienst des Bundesheers es schaffte, den Code vor der NSA zu dechiffrieren, warf Fragen und Spekulationen auf. International gab es dafür anerkennende Worte.

Dabei kam dem HNA zugute, dass es ihm Franz Fuchs nicht besonders schwer machte, der für die Verschlüsselung einen sogenannten RSA-Algorithmus nutze. Er verwendete zwei riesengroße Primzahlen und chiffrierte mit dem Produkt seine Botschaften. Dabei verstieß er aber gegen eine wesentliche Regel der RSA-Verschlüsselung, indem er annähernd gleich große Primzahlen verwendete. Die gewählten Primfaktoren waren von gleicher Ziffernlänge und unterschieden sich lediglich in den letzten 13 Stellen. Dadurch ließ sich der Code knacken.

Langjährige Zusammenarbeit

Die NSA und andere US-Geheimdienste arbeiteten auch schon vor den Attentaten der BBA eng mit österreichischen Behörden und Nachrichtendiensten zusammen. Enge Drähte verfügen sie zum Heeresnachrichtenamt. Nach den ersten Veröffentlichungen aus den Snowden-Papieren bestätigte das Verteidigungsministerium die Zusammenarbeit mit der NSA. Um Terrorismus abzuwehren, tausche man mit dem US-Geheimdienst Informationen aus. Diese Informationen sammelt das HNA hauptsächlich über zwei Lauschposten. Auf der Königswarte bei Hainburg wird Satellitenkommunikation abgeschöpft, während seine Empfangsanlagen in Altlengbach Funkverkehr abhören – weit über die Grenzen Österreichs hinaus.

Die Abhöranlage des Bundesheers auf der Königswarte.
Foto: sum

Österreich wird aber auch von der NSA massiv überwacht. Im Zuge von Snowdens Enthüllungen wurde bekannt, dass der Geheimdienst zusammen mit dem deutschen Bundesnachrichtendienst die elektronische Kommunikation heimischer Firmen, Ministerien und des Verfassungsschutzes überwacht.

Aus dem Snowden-Fundus: Österreich als Partner der NSA.
Foto: Screenshot

In Wien ansässige Institutionen wie die OSZE und die Opec wurden von der NSA gehackt, um diese zu bespitzeln. (Markus Sulzbacher, 3.6.2018)