München/Berlin – Rehau statt Berlin: Nach dem Wirbel um ein angeblich sexistisches Gedicht des Lyrikers Eugen Gomringer an der Fassade einer Berliner Hochschule zieren die Zeilen nun eine Hauswand im oberfränkischen Rehau. Dort lebt Gomringer seit 1976. Bei einer Feierstunde am Samstag wird die neu gestaltete Fassade in der Ortsmitte der Öffentlichkeit präsentiert.

Das auf Spanisch verfasste Gedicht "avenidas" prangte bisher an der Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Im Jänner hatte der Akademische Senat der Hochschule beschlossen, das Gedicht übermalen zu lassen. International war die Entscheidung heftig kritisiert worden. Der Deutsche Kulturrat, Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden, reagierte "erschüttert".

Kritik lautete, Frauen würden zum bewunderten Objekt degradiert

Angehörige der Hochschule hatten moniert, "avenidas" könne Frauen gegenüber als diskriminierend aufgefasst werden. Dabei geht es um den Satz: "Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer". Damit würden Frauen, so die Kritiker, zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert.

Mit dem Gedicht an der Fassade wolle die Stadt Rehau ihre Unterstützung für Gomringer zum Ausdruck bringen, teilte die Kommune im Landkreis Hof vorab mit. Der in Bolivien geborene Lyriker hatte in Rehau im Jahr 2000 das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (IKKP) gegründet. (APA/dpa, 3. 6. 2018)