RIchard Grenells erster Tag in Deutschland.

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Wien – Ganz sicher war sich Richard Grenell dann doch nicht. Stunden nachdem sein Interview mit der weit rechten Internetplattform Breitbart erschienen war, wehrte sich der US-Botschafter in Deutschland gegen Interpretationen des Gesprächs. Grenell hatte etwa gesagt, er wolle "Konservative in Europa ermächtigen", wenn sie gegen die "Fehler der Linken" zu Felde zögen. Konkret bezeichnete er sich etwa als "großen Fan" von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz, den er als "Rockstar" sehe. Freilich: Via Twitter betonte Grenell Stunden später, es sei "absurd", aus diesen Worten zu lesen, dass er eine Präferenz für bestimmte Parteien oder Politiker habe.

Eigentlich, das weiß der 51-jährige Grenell als langjähriger Diplomat, ist er im befreundeten Ausland zu politischer Neutralität verpflichtet. Das hat er aber schon seit seiner Ankunft Anfang Mai eher locker genommen. Den deutschen Botschafter in Teheran kritisierte er nur Stunden später in einem Tweet und forderte Berlin darin zudem auf, die deutsche Wirtschaft von Geschäften im Iran zurückzuziehen.

Der persönliche Botschafter

Vor allem, so kann man der Social-Media-Präsenz des eifrigen Twitter-Users entnehmen, ist es eine Distanz zu Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die ihn zu pointierten Äußerungen motiviert. Ihrer Haltung zu Handel, Umwelt und Migration stellt er immer wieder die von zwei Personen gegenüber: jene des rechten CDU-Ministers Jens Spahn und jene des US-Präsidenten Donald Trump. Dessen persönliche Vertretung scheint Grenell fast schon als wichtigere Botschafteraufgabe zu sehen als jene der USA.

Dabei ist sein Lebenslauf der eines eher ungewöhnlichen Trump-Fans: Fast acht Jahre verbrachte der Absolvent der Eliteuni Harvard und der religiösen Evangel University von 2001 bis 2008 als Kommunikationschef der George-W.-Bush-Regierung bei der Uno. Als er diese verließ, klagte er das Außenamt, weil dieses sich weigerte, seinen Lebensgefährten in offiziellen Dokumenten zu vermerken. Grenell verlor und wurde 2012 Berater der Kampagne von Mitt Romney. Auch diesen Job musste er auf Druck konservativer Kreise aufgeben, die seine Homosexualität beanstandet hatten.

Die Angelobung Richard Grenells.
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So betrachtet, muss es für Grenell eine besondere Genugtuung gewesen sein, ausgerechnet vom erzkonservativen US-Vizepräsidenten Mike Pence zum Botschafter angelobt zu werden. Die Bilder, auf denen Lebensgefährte Matt Lashey die Bibel hält, gingen damals durch die Medien. (Manuel Escher, 4.6.2018)