Marco Cecchinato hat in Paris einen Lauf, dem schon die Nummern zehn, acht und 20 zum Opfer fielen – Dominic Thiem ist gewarnt.

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Der Italiener rang Novak Djokovic nieder und steht im Halbfinale.

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Thiem über seinen Gegner: "Der spielt unmenschlich zurzeit."

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Paris – Das ATP-Turnier in Budapest ist nicht nichts, dennoch wird über den heurigen Sieger der mit rund 500.000 Euro dotierten Hungarian Open behauptet, er käme aus dem Nichts, bloß weil er als Nummer 72 der Welt das Halbfinale der French Open erreicht hat.

Marco Cecchinato wäre allerdings dumm, die Überraschung seines Laufes in Roland Garros kleinzureden. Der 25-jährige Palermer, der am Freitag (ORF 1) Dominic Thiem bespielt, hält sich aber keineswegs für chancenlos gegen die Nummer acht im Computer, die auf Sand weit stärker als ihr Ranking dasteht. "Ich habe ihn schon einmal geschlagen, warum nicht", erinnerte Cecchinato unmittelbar nach seinem Triumph über Novak Djokovic an ein Finaltreffen 2013 bei einem Future in Modena, wo er den damals 19-jährigen Niederösterreicher auf Sand mit 6:3, 6:4 bezwungen hatte. Im Jahr darauf, beim wesentlich wichtigeren Event auf dem Hartplatz in Doha, behielt Thiem 1:6, 6:3, 6:2 die Oberhand. Es steht also 1:1 vor dem dennoch als ungleich empfundenen Duell in Paris.

Monatelang gesperrt

Die Karrierewege der beiden haben sich schließlich dramatisch auseinanderentwickelt. Während Thiem immer öfter wie ein zukünftiger Topstar des Tennis auftrat, trat Cecchinato bestenfalls auf der Stelle. 2016 dürfte der Sohn eines Spitaldirektors sogar in einen Sumpf getreten sein. Jedenfalls sperrte ihn Italiens Verband wegen angeblicher Matchabsprache für 18 Monate. Die Strafe wurde zunächst in der Berufung auf zwölf Monate reduziert und später wegen Verfahrensfehlern überhaupt aufgehoben.

Natürlich ist dieses Intermezzo für den frischgebackenen Halbfinalisten eines Grand-Slam-Turniers kein Thema gewesen. Viel lieber ließ der Mann, den ein Tattoo mit der "13" auf dem Arm ziert, seine Husarenstücke bei den French Open Revue passieren. In Runde eins war er mit 0:2-Sätzen zurückgelegen, ehe er den Rumänen Marius Copil im fünften Durchgang mit 10:8 bezwang. Danach beendete er in drei Sätzen die Story des argentinischen Lucky Losers Marco Trungelliti, der bereits aus Paris abgereist, aber mit dem Auto aus Barcelona zurückgekehrt war, weil der Australier Nick Kyrgios verletzungsbedingt nicht zur ersten Runde antreten konnte.

Eine sensationelle Serie

Cecchinatos Viersatzsiege gegen den Spanier Pablo Carreno Busta und den Belgier David Goffin, die Nummern zehn und acht von Roland Garros, waren dann schon beinahe sensationeller als der Viertelfinalcoup gegen Djokovic, die ehemalige Nummer eins aus Serbien. Er dauerte allerdings 3:36 Stunden, was sich gegen Thiem, den Alex Zverev kaum forderte, rächen könnte.

Dass er sich in die Gegend von Rang 30 verbessern und in Wimbledon daher gesetzt sein wird, quittierte der 1,85 Meter große Rechtshänder Cecchinato jedenfalls mit dem Humor eines Erschöpften: "Das ist gut für meinen ersten Gegner."

Wie gut das Abscheiden in Paris für ihn ist, wird sich erst zeigen. Für Spieler wie den Niederländer Martin Verkerk (2003) und den Argentinier Mariano Puerta (2005) war das einmalige Erreichen des Finales der French Open zweifellos ein (Geld-)Segen, aber auch ein Fluch zugleich – daran konnten sie nie wieder anschließen. Anders lag der Fall beim Brasilianer Gustavo Kuerten, der 1997 als Nummer 66 der Welt gar den Titel in Roland Garros eroberte und dieses Kunststück auch noch 2000 und 2001 wiederholen konnte. (APA, lü, 6.6.2018)