Sedimentablagerungen an der Bodenformation Glenelg an den Hängen des Aeolis Mons. Die Gesteine liefern Hinweise darauf, dass der Mars vor über drei Milliarden Jahren lebensfreundlich war.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Am 26. November 2011 hob die bislang ambitionierteste Planetenmission von der Erde ab. Das Mars Science Laboratory (MSL), besser bekannt als Curiosity, sollte mindestens 687 Erdentage (ein Marsjahr) auf dem Roten Planeten seine Forschungsaufgabe erfüllen – und die lautet: Daten sammeln, die dabei helfen zu beurteilen, ob der Mars einst Leben trug oder womöglich sogar noch immer beherbergt.

Mittlerweile hat der Rover seine Missionsdauer mit 2075 Tagen um das Dreifache überschritten und insgesamt 19 Kilometer zurückgelegt. Trotz erster Verfallserscheinungen kämpft er sich weiterhin wacker die Hänge von Aeolis Mons empor, dem 5500 Meter hohen Zentralberg des Einschlagskraters Gale. Was er bisher herausgefunden hat, lässt die Existenz von primitivem Leben in der Vergangenheit durchaus plausibel erscheinen: Vieles spricht dafür, dass der junge Mars vor etwa 3,8 bis 3,1 Milliarden Jahren alle physikalischen, chemischen und energetischen Voraussetzungen für eine lebensfreundliche Umwelt besessen haben könnte.

Rätselhafte Methanschwankungen

Zwei nun im Fachjournal "Science" präsentierte Studien, die ebenfalls auf jüngsten Curiosity-Messungen basieren, untermauern diese These zumindest zum Teil. Die erste Arbeit löst ein Methanrätsel, das Forscher schon länger beschäftigt hat: Geringe Konzentrationen dieses Gases waren bereits mehrfach in der Atmosphäre des Planeten festgestellt worden. Woher es stammt, war allerdings unklar.

Die Grafik zeigt, wie Methan aus dem Untergrund an die Oberfläche und in weiterer Folge in die Atmosphäre gelangt, wo es zu saisonalen Schwankungen in der Konzentration des Treibhausgases kommt.
Grafik: NASA/JPL-Caltech

Ein Team um Christopher Webster vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa hat nun eine mögliche Quelle dafür ausgemacht: Der Hauptteil des Methans dürfte demnach in Gashydraten unter der Oberfläche gefangen sein. Ob es letztlich mikrobiellen oder geologischen Ursprungs ist, bleibt weiterhin unklar. Die von Curiosity gemessenen saisonalen Schwankungen bei der atmosphärischen Methankonzentration konnten die Wissenschafter dadurch auf jahreszeitliche Temperaturveränderungen zurückführen.

Ein Selfie von Curiosity, aufgenommen am 4. Februar 2018. Der Nasa-Rover hat bereits zahlreiche Indizien für früheres Leben auf dem Mars entdeckt.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Über konkrete Indizien für früheres Leben berichtet eine Gruppe um Jennifer L. Eigenbrode, ebenfalls Nasa-Mitarbeiterin. Die Forscher analysierten Proben, die Curiosity 2014 und 2015 an den beiden Untersuchungsorten Mojave und Confidence Hills angebohrt hat. Was der rund drei Milliarden Jahre alte Untergrund letztlich freigab, erwies sich für die Wissenschafter als Überraschung: Die Daten enthüllten erstmals das Vorhandensein zahlreicher komplexer organischer Moleküle, darunter Thiophen, 2- und 3-Methylthiophen, Methanthiol sowie Dimethylsulfid.

Komplexe Moleküle

Weil sich viele dieser Moleküle nur durch einzelne Kohlenstoffseitenketten unterscheiden, vermuten Eigenbrode und ihre Kollegen, dass sie es hier mit Fragmenten von ursprünglich wesentlich größeren Molekülen zu tun haben. Tatsächlich bestätigte ein Vergleich mit Spuren von organischen Molekülen aus Meteoriten vom Mars diesen Verdacht. Diese Substanzen erhöhen nach Ansicht der Forscher die Wahrscheinlichkeit, dass auf dem Mars vor etwa 3,5 Milliarden Jahren Bedingungen geherrscht haben, die die Entstehung von Leben durchaus begünstigt haben dürften. (Thomas Bergmayr, 7.6.2018)