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Shakira begeisterte mit dem WM-Song Waka Waka bei der WM in Südafrika. Acht Jahre ist das her.

Foto: Reuters

Musik und Fußball gehen Hand in Hand auf den Platz. Das stimmt natürlich nicht, ergibt aber ein schönes Bild. Meist gehen Fußballer mit Kindern aufs Feld. Zumindest bei der Fußballweltmeisterschaft. Die Musik bleibt in den Fankurven. Dort muss die We-Are-The Champions-Behauptung nicht mit Toren belegt werden, da reichen ein volles Herz und eine lockere Zunge.

Heimische Versuche

Doch manch ein Dribbler hat sich singend versucht. Hierzulande etwa Hans Krankl, der Prohaska Schneckerl als er noch welche hatte, der Schoko Schachner, der Polster Toni. Doch bei allem Einsatz – es wurden daraus weder Evergreens des Rasens noch solche in der Plattensammlung. Dennoch hängen beide Metiers aneinander wie der Verteidiger an seinem Stürmer. Dem trägt die Fifa seit 1962 Rechnung.

Erster WM-Song in Chile 1962

Damals lobte der Weltverband das erste offizielle WM Lied aus. Es hieß El Rock del Mundial und wurde von einer Gruppe namens Los Ramblers gespielt, die das Gastgeberland Chile damals gestellt hat. Es war ein Rock’n’Roll-Song. Forsch und hüftschwingend, mit ein paar Trillerpfeifen zwischendurch, die daran erinnerten, dass es ums Einnetzen ging.

Womit alles begann: Los Rambles sangen 1962 El Rock del Mundial.
Jaime Carrasco S.

Seit damals wird alle vier Jahre ein offizieller WM-Song bestimmt. Heuer ist es Live It Up von Nicky Jam mit Will Smith und Era Istrefi. Den wird man jetzt einen Monat lang dauernd hören, er ist aber zum Vergessen. Live It Up ist ein am Fließband produzierter Track, wie es sie Tausende gibt: Treibender Beat, ein paar "Aah Aahs" und "Ooh Oohs" – fertig. Gähn.

Akustisches Schmalzfass

Immerhin ist es keine Hymne. Denn manche Gastgeberländer haben in der Vergangenheit gar dick aufgetragen. Etwa die USA 1994. Daryl Hall (eine Hälfte des Duos Hall and Oates) und The Sounds Of Blackness versenkten sich damals in einer Ausgeburt namens Gloryland.

Bei der WM 1994 in den USA ging beim Gloryland von Darly Hall und The Sound Of Blackness das Schmalzfass über.
MARCOS EC

Der Song war so eine Art akustisches Schmalzfass. Pathos wie für zwei Roland-Emmerich-Blockbuster, zusammengekleistert von einem Saxofon, Schulterpolster und Herrenhaarspray gab‘s gratis dazu. Mit einem anderen Text könnte man das Lied heute noch bei jedem Soldatenbegräbnis spielen.

Fades Duell

Nüchterner war da El Mundial. Das schrieb Ennio Morricone 1978 für die WM in Argentinien. Der "Text" beschränkte sich auf einige Nananas, das Lied plätscherte höhepunktlos vor sich hin. Wenn man bedenkt, dass Morricone Duelle vertont hat, bei denen es um Leben und Tod ging, muss man sagen, da hat er sich der Meister nicht sehr angestrengt.

Ennio Morricone hat sich 1978 für Argentinien nicht so sehr bemüht. El Mundial plätschert etwas ostdeutsch vor sich hin.
filmscoremaniac

Ebenfalls aus dem Fach der einfachen Vergnügungen stammte Maryla Rodowicz‘ 1974 in Deutschland gespieltes Futbol. Eine Stück Folklore, das mit dem Refrain "Futbol, Futbol, Futbol" ehrlich und schlicht dem Spiel huldigte. Polen beschleunigte der Song damals immerhin auf den dritten Platz, Weltmeister im eigenen Land wurde Kaiser Franz und sein Team.

Irgendwie dürfte es um Fußball gehen: "Futbol, Futbol, Futbol!" 1974, Maryla Rodowicz.
ontario1959

Seit 1998 ist es komplizierter geworden. Bei der WM in Frankreich gab es eine offizielle Hymne und einen offiziellen Song: La Copa de la Vida von Ricky Martin. Das reichte aber noch nicht.

Ein Song für den Strand

Altspatz und selbst ernannter Technoerfinder Jean Michel Jarre durfte mit Tesuya Komuro ebenfalls ran und für das Gemüse im Publikum produzierte Dario G die strandpartytaugliche Nummer Carnaval de Paris – auch sie kommt nicht ohne Schiedsrichterpfeife aus.

2006 – wieder in Schland – gab es neben dem von Herbert Grönemeyer mit Amadou & Mariam ins Oval genuschelten Zeit, dass sich was dreht noch gleich vier weitere Songs, die man vergessen musste. Im Jahr 2010 in Südafrika waren es neben Shakiras Waka Waka drei weitere.

Gröni 2006 in Deutschland: Zeit, dass sich was dreht.
GroenemeyerVEVO

2014 kam dann Brasilien. Das ist ein großes Land in Südamerika, dort wird Fußball wie eine Staatsreligion behandelt. Doch selbst wenn man das berücksichtigt, hat es zart übertrieben.

Ein Lied für das Maskottchen

Neben der Hymne und dem offiziellen Song offerierte es noch sieben weitere Lieder. Darunter einen für das Maskottchen des Bewerbs, zwei von Coca-Cola gesponsorte und, und, und. Zur Strafe für diese Form der Maßlosigkeit wurde die Mannschaft dann von den Deutschen zur Jause verspeist.

Liebe und bunte Pullover

Russland bescheidet sich heuer auf vier Lieder, eines davon hat sich Coca Cola gekauft. Um Fußball geht es heutzutage nur noch am Rande. Die Botschaft vom Abstauben und Einnetzen ist völkerverbindenden Slogans wie United By Love gewichen.

Das ist gut und wichtig, erinnert aber letztlich doch eher an bunte Pullover denn an Fußball. An Pullover aus dieser großen europäischen Fußballnation, die heuer nur zuschaut. Österreich ist nicht gemeint. (Karl Fluch, 14.6.2018)