Obere Lobau bedroht? Für die Grünen ein mögliches Szenario.

Foto: Gerhard Ladstätter / Die Grünen

Wien – "Das ist mein Lieblingsstück Auwald in Wien, bei Hochwasser wird es noch überschwemmt", sagt der Umweltsprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch, während er auf den Wald gegenüber der Anlegestelle Lobau blickt. Unter der Windjacke trägt er ein T-Shirt mit dem Schriftzug "Nobau".

Trotz des grünen Lichts seitens des Bundesverwaltungsgerichts will die Fraktion gemeinsam mit NGOs und Bürgerinitiativen weiterhin gegen das milliardenschwere Autobahnprojekt Lobautunnel kämpfen. Geplant seien ein Spaziergang durch die Lobau und Straßenaktionen.

Heikles Gleichgewicht im Untergrund

Für Maresch gibt es mehrere Punkte, die insbesondere der Umwelt schaden könnten. "Berechtigte Ängste" gebe es vor allem um das Grund- und Oberflächenwasser in der Lobau. "Die Asfinag hat sich total schwergetan beim Grundwassermodell", sagte der Umweltsprecher. Die Grünen fürchten vor allem, dass einige Teile der Lobau nach den Bohrarbeiten austrocknen könnten, dies sei beim Bau der Mühlkreisautobahn bereits passiert.

Laut Maresch gebe es unter der Lobau ein "heikles Gleichgewicht". Was beim Bau mit dem Grundwasser passiert, könne "niemand sagen, weder Gegner noch Befürworter". Die Lage des Wassers in der aus Donauschotter bestehenden Absenkzone "Schwechater Loch" sei kaum berechenbar. Im schlimmsten Fall drohe das "Verschwinden der oberen Lobau".

Eine weitere Gefahr biete auch die Gegend um den Ölhafen, unter dem der Tunnel gebaut werden soll: Diese wurde im Zweiten Weltkrieg massiv zerbombt, das Öl rann aus, und kleine Ölseen bildeten sich. Neben der Kontaminationsgefahr liegen auch hunderte Blindgänger in der Nähe der Anlage.

Ablufttürme bei Groß-Enzersdorf

Problematisch sei auch der Bau der Ablufttürme in der Nähe von Groß-Enzersdorf. Diese können nur auf der Nordseite des Tunnels gebaut werden, denn auf der anderen liegt der Nationalpark. Auch Lärm könne eine Belastung für die Bewohner der transdanubischen Gemeinde darstellen.

Öffi-Ausbau als Alternative

Die logische Alternative zum Großprojekt stellen eine "Öffi-Offensive" in den Außenbezirken und den transdanubischen Gemeinden sowie eine bessere Parktaumbewirtschaftung dar. Maresch forderte einen häufigeren Takt bei den Schnellbahnen und eine bessere Vernetzung der Buslinien. Solche Maßnahmen könne die Stadt "selbst zahlen". Die Kritik, dass der Tunnel für die Entwicklung der Seestadt unverzichtbar sei, wies Maresch zurück: Man müsse dabei überlegen, was notwendiger sei. (Francesco Collini, 15.6.2018)